Seinem Land voller Stolz gewidmet
Albert Pengili ist Albaner. Sein Heimatland ist seit 100 Jahren ein souveräner Staat in Europa, begrenzt im Norden von Montenegro, im Süden von Griechenland. Von der Adria-Insel Korfu aus blickt der Reisende auf Berge, Täler, Dörfer in idyllischer Landschaft südlich von der Hauptstadt Tirana. Pengili, der dort zur Schule ging, ehe er seit 1992 an der Essener Folkwang-Hochschule zum Geiger und Kammermusiker ausgebildet wurde, widmet voller Stolz dem Nationen-Jubilar eine CD: mit Werken von dem albanischen Komponisten Pjeter Gaci (1931 – 1995), dem Norweger Christian Sinding, dem Russen Peter I. Tschaikowsky, dem Polen Henri Wieniawski, dem Spanier Pablo de Sarasate, den Franzosen Jules Massenet und Camille Saint-Saëns. Diese Auswahl sei nicht zufällig, begründet Pengili dieses Repertoire. Schließlich wolle er Albanien musikalisch in die europäische Kultur einordnen. Und so hört man einem Solisten zu, der sein Handwerk versteht und dem Violinklang viele Facetten ablauscht – zwischen meditativer Ruhe und glitzernder Virtuosität, zwischen tänzerischer Eleganz und melodiöser Süße.
Während die Stücke von Tschaikowsky (Valse Scherzo), Massenet (Meditation über ein Thema aus der Oper „Thais“) oder de Sarasate (Zigeunerweisen) durch die Konzertpodien bestens bekannt sind, fallen die Kompositionen von Gaci (Ballade a-Moll) und Sinding (Suite für Violine und Klavier op. 10) aus dem Rahmen. Der Albaner und der Norweger mischen Klassik mit Spätromantik – und beide Werke haben ihren eigenen Reiz und Charme. Pengili spielt sie, als wäre es ein Stück von ihm selbst: mit größter Hingabe. Er genießt den Klang, adelt den geigerischen Schmelz, hört intensiv in die Struktur hinein.
Pengili hat das Programm an zwei Tagen 2012 in der Mülheimer Akademie „Wolfsburg“ gespielt und aufgenommen. Begleitet wird er zuverlässig und sensibel von den Pianistinnen Margarete Kolesnikow und Tamilla Guliyeva, ebenfalls von der Folkwang-Hochschule.
Die CD spiegelt zum einen die kulturelle und politische Offenheit Albaniens als moderner Staat der (Musik-)Welt gegenüber, zum anderen dokumentiert sie einen vorzüglichen, variabel interpretierenden, bescheiden auftretenden Solisten, der schon einige Wettbewerbspreise gewann und inzwischen selbst junge Talente in Dortmund, Bottrop oder Tirana unterrichtet.