Übrigens …

Drei NRW-Tanz-Kalender

In der Kunstkalender-Flut schwimmt auch der NRW-Tanz mit. Der Kölner Dumont-Kalenderverlag  präsentiert für 2015 wieder den traditionellen Kalender Pina Bausch und das Tanztheater Wuppertal und im zweiten Jahr Martin Schläpfer - Ballett am Rhein Düsseldorf/Duisburg. Schon zum elften Mal unterstützt die Gesellschaft für Ballett und Tanz das Ballett des Theater Krefeld und Mönchengladbach, indem sie 250 Exemplare eines Tanzkalenders auflegt und vertreibt.

Wieder hat Rolf Georges dafür fantastische Aufnahmen aus Choreografien von Robert North zur Verfügung gestellt. Diesmal überwiegen Szenen aus den beiden ersten Premieren der laufenden Spielzeit. Zur Saisoneröffnung (und ganz sicher auch wieder am Silvesterabend in Krefeld!) begeisterte die Neufassung von Carmina Burana, aus der das Titelbild sowie der Februar, Mai und Dezember stammen. Ganz andere Motive hat Georges von dem Schubert-Chopin-Abend Lachen und Weinen eingefangen: statt des folkloristisch-bukolischen Flairs werden hier Emotionen sehr sensibel in Modern Dance-Technik deutlich (April, Juni, September und Oktober). Erinnerungen wecken Blätter aus Carmen (März und November), Verlorene Kinder (Januar) und Prinz Rama (August).

Von zehn Choreografien Martin Schläpfers, uraufgeführt zwischen 2010 und 2013, hat Gert Weigelt Ablichtungen für seinen zweiten Dumont-Kalender ausgewählt. Wer den Vorgänger vom gerade endenden Jahr aufhebt, ist nun bereits im Besitz einer stattlichen Galerie hochästhetischer Drucke von lupenrein scharfen, künstlerisch wie technisch perfekten Momentaufnahmen des kongenialen Teams Schläpfer - Weigelt. Die Präzision der Posen von Solisten und Ensembles, eingefangen im Bruchteil einer Sekunde bis hinein ins kleinste Detail von Körper, Kostüm, Spiegelungen und Schatten frappiert immer wieder. Jeder wird seine Lieblinge haben in dieser Galerie. Für mich könnte es diesmal gleich das Titelbild sein (aus dem Forellenquintett, auch als März-Blatt): Bogdan Nicula im halben, einhändigen Handstand, die Linke am Haaransatz, als grübele er, ob nun mit den Füßen weiter nach oben oder doch lieber zurück auf den Boden.....

Immer mehr verknüpft sich Pina Bauschs Oeuvre mit Erinnerungen. Ursula Kaufmann hat für ihren Dumont-Kalender 2015 Motive aus den Jahren 2001 bis 2013 gewählt. Das Cover zeigt eine Ensembleszene aus Bauschs letztem Stück ... como el musguito en la piedra, ay si, si, si... (von 2009). Das Bild beschließt auch das Defilée der zwölf Momentaufnahmen aus ebenso vielen Stücken. Erfreulich viele neue Ausschnitte sieht man hier - von der köstlich verschmitzten, tiefgründigen Pietà mit Nazareth Panadero im roten, tief dekolletierten Kleid und mit Gretchenfrisur, den männlich mit dunklem Anzug bekleideten Suels Mendoza kindlich zusammengerollt auf dem Schoß haltend (1980 in einer Aufführung im April 2012) bis zu der fliegenden Ruth Amarante (Rough Cut im Februar 2013) und der hüpfenden Cristina Morganti (Nefes im Dezember 2003). – Marieluise Jeitschko