Übrigens …

Dance to the Rhythm of Life u. a. im Hamburg, Ernst Deutsch Theater

Bundesjugendballett – Brücke zwischen Ausbildung und Beruf

Hamburgs Ballettintendant John Neumeier freute sich fast wie ein Kind am Weihnachtsabend: sein Wunschtraum von einer Juniorcompagnie (die in Deutschland bislang nur das Bayerische Staatsballett hat) ist endlich in Erfüllung gegangen. Aber wie’s gelegentlich passiert mit dem „Traumvehikel“: Form, Farbe oder Größe sind in der Realität ein bisschen anders. Nun ist es eben (vorerst jedenfalls) keine „Juniorcompagnie des Hamburg Ballett“, sondern ein „Bundesjugendballett“. Als „Brücke zwischen Ausbildung und Beruf“ ist es ein Pilotprojekt, „das für ganz Deutschland von Nutzen und Bedeutung“ sei, angelegt auf vier Jahre und aus Kulturmitteln des Bundes mit insgesamt 2.8 Millionen € (von kalkulierten 3 340 000 € Gesamtkosten) finanziell unterstützt. Weil die Stadt Hamburg dem beharrlichen Drängen ihres Ehrenbürgers jahrelang nicht nachgab, machte sich ein hanseatischer Bundestagsabgeordneter in Berlin für die Idee stark. Immerhin übernahm die Stadt die 50 000 € Investitionskosten. Projektträger ist die Hamburgische Staatsoper – Hamburg-Ballett mit John Neumeier und dem geschäftsführenden Staatsoperndirektor Detlef Meierjohann als Geschäftsführern, Organisator der Kulturmanager Lukas Onken. Im „Ballettzentrum John Neumeier“ lebt die achtköpfige Compagnie und arbeitet dort mit den Ex-Solisten des Hamburg-Balletts, Kevin Haigen als Künstlerischem Leiter und seinem Stellvertreter Yohan Stegli, sowie Gastlehrern und -choreografen.
Für die Auditions in Hamburg bewerben konnte sich jeder junge Tänzer (beiderlei Geschlechts selbstverständlich) aus aller Welt im Alter zwischen 18 und 23 Jahren mit abgeschlossener professioneller Tanzausbildung. Rund 100 Kandidaten waren geladen, acht 19- und 20-Jährige aus sieben Nationen machten das Rennen. Zwei Jahre dauert diese „Lehrzeit“ mit Auftritten in Hamburger Seniorenheimen, Schulen, einem Hotel und einem Gefängnis, dazu Engagements in diesem Jahr u. a. in Heidelberg, Esslingen und Berlin.
Am 16. Januar stellte sich die junge Truppe im ausverkauften Hamburger „Ernst Deutsch Theater“ mit ihrem ersten abendfüllenden Programm Im Aufschwung öffentlich vor und ihre vielseitigen Talente mit teilweise charismatischer und sympathischer Ausstrahlung ins beste Licht. Die Feuertaufe haben diese jungen Künstler jedenfalls glänzend überstanden. Bleibt nur die Frage zu den Auswahlkriterien für diese immerhin aus deutschen Bundesmitteln finanzierte Initiative: sollte es tatsächlich an deutschen Ausbildungsstätten nicht einmal acht Eleven in den Abschlussklassen geben, die sich für den beruflichen Einstieg via Bundesjugendballett eignen?