Eindringliche Bilder und existenzielle Fragen
Drängen sich einem biblische Motive, existenzielle Fragen nicht seit Jahren auf, wenn man den Fernseher einschaltet, mit der Flüchtlingskrise konfrontiert wird oder in die Gesichter ukrainischer Frauen und Kinder blickt? Probleme biblischen Ausmaßes, die trotz der Entwicklung moderner westlicher Demokratien, der Aufklärung und einem in vielen Ländern installierten Rechtssystems nicht in den Griff bekommen werden.
Da liegt die Themenwahl der Künstlerinnengruppe (Parragi, Nyx, Wieczerzak) und die des Berliner ACUD-Theaters - eine kleine, alternative Veranstaltungsstätte mit idyllischem Hof in der Invalidenstraße -, quasi auf der Hand: Sintflut heißt die „multimediale Performance“, die poetische Bilder schafft, menschliche Urängste optisch und musikalisch eskalieren lässt und so künstlerisch die Sinnfrage stellt.
„Im Gilgamesch-Epos, in der Bibel, in der griechischen Mythologie und in vielen anderen Mythen der Welt widerruft Gott oder widerrufen die Götter in ihrem Zorn die Schöpfung - vor allem, den Menschen. Mit einer mächtigen Geste wischen sie über den Tisch und machen auf der Welt, die nun aufgebaut und eingerichtet ist und sich im Orbit befindet, eine Tabula rasa“, schreibt Eszter Parragi zu ihrer Inszenierung.
Eszter Parragi, Dahlia Nyx, Katarzyna Wieczerzak, schrauben sich ineinander, suchen nach Halt im Anderen und wirken doch wie Gestrandete im göttlichen Rausch der Urgewalten.
Der Sound unterstützt dabei die Performance ideal und subtil, bis die Darstellerinnen noch in leidende Gesänge einstimmen.
Tja, und da fragt sich der eine oder anderer Besucher im ACUD sicherlich, was das für ein Gott ist, der die Menschen immer wieder auf die Probe stellt, ihnen Trauer, Leid und Vertreibung zumutet?
Die Performance Sintflut, sicherlich keine leichte Kost, aber eine künstlerisch in sich stimmige Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen des Menschen.