Dichtes Text-Upcycling
Es ist schon ein dichtes-überzeugendes Spiel, das Claudia Wiedemer, Schauspielerin, Sängerin und Performerin, in Roots – ein theatrales Upcycling zeigt.
Da klebt sie sich einen Schnurrbart an und gibt den bräsigen Kapitalisten „Manni“. Der macht Möhren-Bauern von sich abhängig, vertreibt Pestizide und Düngemittel: denn seine Design-Wurzeln sind anfällig für Infekte. Wiedemer gibt den Manni super witzig und mit einer hintergründigen Penetranz. Der Text aus Das Bedingungslose Grundeinsingen spießt die Untiefen des Kapitalismus, auch wenn wir diese alle inzwischen sicherlich kennen, gekonnt auf.
Und dann schlüpft Wiedemer offenbar spielerisch in diverse andere Rollen, denn das Stück unter Regie von Wenke Hardt verknüpft Textbausteine aus durchaus abseitigen Texten (Karl und Rosa, Gilgamesch, Das große Heft, u.a.) zu einem dichten Figuren-Durcheinander, das Wiedemer changierend und mit kraftvollem Spiel ausfüllt.
Originell, wenn das Publikum mit einbezogen wird. In Zweierkonstellationen soll das Gegenüber gescannt und Komplimente gemacht werden. Ein bisschen kommt man sich da wie in der Selbsthilfegruppe vor.
Am Ende? Ein unterhaltsamer und reflektierender Theaterabend mit einer überzeugenden Claudia Wiedemer im Mittelpunkt.