Festival FAVORITEN 2014 in Dortmund vom 25.10. - 01.11.2014

Zum 16. Mal präsentiert die Freie Theaterszene aus NRW bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Festival FAVORITEN (früher: „Theaterzwang“) in der Zeit vom 25. Oktober bis zum 1. November 2014 eine umfassende Werkschau. Damit ist das Dortmunder Theaterfest das älteste Theaterfestival in Deutschland. In der Pressekonferenz am 3. September präsentierten die Festival-Leitung sowie eine Vielzahl von anwesenden Künstlern ein abwechslungsreiches Programm, das in diesem Jahr erstmals nicht als Wettbewerb ausgetragen wird. Den freien Gruppen soll die Gelegenheit zu stärkerer Vernetzung und zur Weiterentwicklung bereits bestehender Produktionen gegeben werden. Andererseits gibt es erstmals auch eine Reihe von Neuinszenierungen als Koproduktionen mit dem Festival. Einen Schwerpunkt bilden zudem zahlreiche Außenprojekte, mit dem das Theater den öffentlichen Raum erobern will. Festivalzentrum wird das MAO, das ehemalige Museum am Ostwall, sein; gespielt wird jedoch in der ganzen Stadt.

Bei dem Festival werden gleich drei Produktionen der erst im Jahre 2012 gegründeten Köln-Düsseldorfer Gruppe Subbotnik zu sehen sein, u. a. die von theater:pur bereits akklamierte Weiße Insel. Wie die Subbotniki erläuterten, sollte die Geschichte des unglücklichen Polarforschers Andrée ursprünglich Teil einer anderen Produktion werden, jedoch fiel sie den erforderlichen Kürzungen zum Opfer. Was nicht gestrichen wurde, präsentieren die großartigen Geschichtenerzähler in der ebenfalls in Dortmund gezeigten „Sehnsucht des Menschen, ein Tier zu werden“. Und Oleg Zhukov, in Odessa geborenes Ensemble-Mitglied, hat die Geschichte aus „Lustdorf“ mitgebracht, einer von Kolonialherren gegründeten Siedlung nahe seiner Heimatstadt.

Auch die ungewöhnlichen und in ihrer Theater-Ästhetik sehr unterschiedlichen Arbeiten des kreativen und intellektuell herausfordernden kainkollektivs hat theater:pur seit Jahren mit Interesse begleitet. Gemeinsam mit dem Othni - Laboratoire de Théâtre de Yaoundé begibt sich kainkollektiv in einer Mischung aus Performance und multimedialer Installation auf eine theatrale Spurensuche nach den Hinterlassenschaften europäischer Kolonialgeschichte und dem Lebensgefühl in Kamerun: Fin de Machine / Exit.Hamlet. - Ben J. Riepe entwickelt im MAO seine „White Void“ Serie weiter - der Choreograf blickt immer stärker vom Tanz in Richtung Installation und Bildender Kunst und baut im Museum einen vom Zuschauer zu durchwandernden Parcours auf, auf dem jeder eigene, individuelle Erfahrungen mit dem Kunstwerk und sich selbst sammeln kann. Die schräge Köln-Bonner Gruppe bodytalk bietet in Frauen-Bewegung ein „emanzipatives Tanztheater mit Livemusik“. Wir dürfen sicher sein, dass es dabei ebenso unterhaltsam wie rätselhaft und furios zugeht - und dass sich humorvolle Szenen mit aggressiver Kritik aufs Feinste mischen. Auch das Performance-Duo „See!“ präsentiert eine Weiterentwicklung einer früheren Arbeit: Das im Jahre 2013 mit großem Ensemble am Kölner Schauspiel gespielte PeterLicht-Wortkonzert Das Sausen der Welt. wird unter dem Titel Ok, Panik auf zwei Personen verdichtet - von einer „groovigen Raumkonzentration aus sinnlichen Wahrnehmungen und körperlichen Affekten“ ist die Rede. Und von Momenten der Stille und der Panik. 

Performative Stadtrundgänge, Hörspiel-Installationen und viele, viele andere Vorstellungen runden das Programm des Festivals ab. - Dietmar Zimmermann