Welt-Pantomime Milan Sladek plant eine „poetische Apotheose“ Alexander Dubceks

Sowjet-Panzer vernichten den „Prager Frühling“

Als die Truppen des Warschauer Paktes am 21. August des Jahres 1968 die Blüten des „Prager Frühlings“ im Asphalt der Stadt niederwalzten, war nicht nur die Hoffnung auf einen „Sozialismus mit menschlichen Antlitz“ in den Schmutz gezerrt. Es war auch das Ende eines ebenso mutigen wie charismatischen Politikers – das des Slowaken Alexander Dubcek an der Spitze der Tschechoslowakei. Er hatte die Abschaffung der Zensur im Blick, Reisen sollten unbegrenzt möglich sein und die Rehabilitierung politischer Gefangener erfolgen.

Die tragischen Ereignisse dieser Tage vor nunmehr fast fünfzig Jahren ließen und lassen den Slowaken Milan Sladek, seit ebenso vielen Jahren auf den Pantomimen-Bühnen dieser Welt zu Hause, nie ganz los. Wie 120000 Tschechen und Slowaken, die an diesem 21. August außerhalb ihres Landes waren, wurde die Rückkehr in die Heimat auch Sladek verwehrt. Dessen damals bereits blühendes „Theaterstudio“ in Bratislava wurde zudem als erste Bühne des Landes geschlossen.

Nach zwei Jahren in Göteborg landete er 1970 in Köln, wo er 1974 sein „Theater Kefka“ gründete und das von ihm initiierte „Gaukler-Festival“, von 1976 an, für zwölf Jahre zur weltweit bekannten Institution der Pantomime wurde. Heute ist Sladek, der im Februar 2018 sein 80. Lebensjahr vollendet und zugleich seit fünfzig Jahren auf den Bühnen diese Welt präsent war und ist, nach wie vor für seine Kunst unterwegs, ob in Europa, Übersee oder im Fernen Osten.

Das kommende Jahr ist freilich ganz von der Erinnerung an die August-Tage des Jahres 1968 in Prag geprägt. Und da die Tragödie vor allem auch eine des Alexander Dubcek war, plant Sladek, das Zerschlagen des „Prager Frühlings“ pantomimisch zu gestalten und „ein szenisches, visuelles Gedicht über den charismatischen und menschlichen Alexander Dubcek, den großen Europäer und Slowaken zu schaffen“, so der Künstler. „Eine Collage aus verschiedensten Bildern und Szenen“ will er miteinander verfugen, „als poetische Apotheose“, um dem Politiker Dubcek „seine verdiente Ehre zu erweisen“.

Solo-Pantomimen wie die in Gruppen will Sladek mit Elementen des legendären Schwarzen Theaters verbinden. Darin wird er, so Sladek, „ein Zitat meiner Pantomimen-Groteske ‚Das Geschenk‘ kenntlich machen, die ich als Reaktion auf den 21. August geschrieben habe.“ Das „Geschenk“ war übrigens auch das Stück, mit dem er sein Kölner „Theater Kefka“ 1974 eröffnete.

Der ganz und gar nicht zu Übertreibungen neigende Künstler Milan Sladek ist gleichwohl „fest davon überzeugt, nicht der einzige zu sein, der dieses Kapitel der Geschichte mit der Tragödie der griechischen Antike vergleicht.“ Dubcek Spring, so der Titel des Stücks, wird Anfang Juni in der Slowakei seine Uraufführung erleben. Wenig später steht Köln auf dem Plan. Folgen werden, so Sladek hoffnungsvoll, Aufführungen auf deutschen und anderen europäischen Bühnen. - Günther Hennecke