Ein tolles Projekt: das "TheaterX"
"X" steht für das Generationenübergreifende – „Theater“ steht... natürlich für Theater, für Schauspiel, für Bühnenaktion. Und „TheaterX“ steht für einen bunt gewürfelten Haufen von Menschen, die mindestens dies gemeinsam haben: die Sucht nach der Bühne, die Leidenschaft fürs Theatermachen. „Bunt gewürfelt“ ist dabei keineswegs despektierlich gemeint. Oder abschätzig. So nach dem Motto: da versammelt sich eine Laienspielschar ohne große Ambitionen. Laien sind es sehr wohl, die da als „TheaterX“ das kulturelle Leben in Münster bereichern. Laien, die allesamt einen professionellen Anspruch stellen – an sich, an die Stücke, die sie spielen, an ihr Publikum. Alexander Becker ist die Schaltstelle, quasi der künstlerische Motor dieses Projektes, das er vor elf Jahren quasi aus dem Nichts heraus geboren hat. „Ich habe damals theaterpädagogisch gearbeitet – viel mit Kindern und mit Jugendlichen. Als ich dann auf der Suche war nach einem generationenübergreifenden Ensemble für motivierte Laien, musste ich feststellen: da gibt es nichts!“ erinnert sich Becker. Das war die Initialzündung für die Theatergruppe, deren Mitglieder – altersmäßig etwa zwischen 15 und 70 Jahren angesiedelt – auch vor harter Probenarbeit nicht zurückschrecken, vor allem nicht, wenn die Premiere einer Neuinszenierung ansteht und dann rund eine Woche lang täglich intensiv geprobt wird. Manche nehmen sich extra Urlaub für diese Arbeitsphase! Und manche werden theatersüchtig und kommen Jahr für Jahr wieder, wenn Alexander Becker ein neues Projekt für „TheaterX“ annonciert. Etliche Darstellerinnen und Darsteller sind schon seit Jahren mit von der Partie – beim aktuellen Stück „Peccatum Mortiferum – Die sieben Todsünden“ stehen stolze 32 Menschen auf der Bühne – eine starke Gruppe, für die Becker seit geraumer Zeit selbst zur Feder greift und Geschichten schreibt, um sie anschließend zu inszenieren.
Keine Frage: Alexander Becker ist ein Theatermensch durch und durch, von Kopf bis Fuß, mit Haut und Haaren. Mit gerade mal neun Jahren wurde er vom Theater-Virus „infiziert“. Eine Freundin hatte ihn mitgenommen in Münsters Städtische Bühnen. „Und da hat mich die damalige Statistenleiterin angesprochen, (ob ich nicht als Kinderstatist in Viktor Ullmanns „Der Kaiser von Atlantis“ mitspielen wolle. Ich habe ‚Ja’ gesagt – und schon stand ich auf der großen Bühne“, erinnert sich Becker. Aus dieser mehr spontanen Aktion ist dann schnell eine Liebe auf Dauer geworden. „Ich wusste, dass ich ohne Theater nicht würde leben können! Und dass ich es zu meinem Beruf machen wollte“. Dennoch fing Becker erst einmal etwas „Richtiges“ an: eine Ausbildung zum Erzieher, die er erfolgreich abschloss. Aber schon nach einem halben Jahr im Beruf war Schluss damit. „Ohne jede Sicherheit im Rücken habe ich gekündigt“ – der Sog der Schauspielerei war einfach zu groß. Becker nahm Unterricht bei Frank Watzke, damals Ensemblemitglied im Schauspiel der Städtischen Bühnen, Mark Bowman-Hester und Heike Grötzinger aus dem Opernensemble machten ihn gesangstechnisch fit. Und dann hat Becker so ziemlich alles ausprobiert, was am und im Theater möglich ist, Chorgesang im Extra-Chor inklusive. „Das ging so gut, dass ich sogar im ChorWerkRuhr mitsingen konnte“ – und er auch als Aushilfssänger an den Opernbühnen in Kassel und Essen engagiert wurde.
Eine wichtige Station war und ist bis heute die Oper Dortmund. Dort arbeitete Becker zunächst als Inspizient und gab wichtige Impulse, als die damalige Intendantin Christine Mielitz die Kinderoper gründete. „Mielitz war für mich so etwas wie eine Mentorin. Und die Zusammenarbeit mit ihr funktionierte prächtig“, blickt Becker zurück. Einmal pro Saison übertrug sie ihm sogar die Aufgabe, als Regisseur tätig zu werden! Das Inszenieren ist bis heute eine seiner großen Leidenschaften. Aber eben auch das Stücke-Schreiben. Was im Falle von „TheaterX“ durchaus einige Vorteile bietet: die Themen sind nah am Zeitgeschehen – und Becker kann jedem Ensemblemitglied quasi eine Rolle „auf den Leib“ schreiben, dabei seine Stärken berücksichtigen, seine schauspielerische Erfahrung, seinen Charakter...
Um „Die sieben Todsünden“ also dreht sich das aktuelle Projekt, das am 4. September 2016 im Theater an der Meerwiese in Münster Premiere feiert. Geiz, Völlerei, Neid und so weiter... das könnte spannend werden!
Das Foto von Alexander Becker (oben) hat Daniel Schindler gemacht.