Drei Fragen an... Kai Röhrig
Kai Röhrig wurde in Oberhausen geboren. Er studierte an der Musikhochschule in Köln sowie an der Universität Mozarteum in Salzburg in der Klasse von Michael Gielen und belegte Sommerkurse bei Rolf Liebermann. Er ist Preisträger der Internationalen Stiftung Mozarteum, die ihn mit der „Bernhard-Paumgartner-Medaille“ auszeichnete.
Nach verschiedenen Stationen als Kapellmeister war Kai Röhrig einige Jahre lang Musikdirektor des Salzburger Landestheaters. Bei den Salzburger Festspielen dirigierte er im Rahmen des „Young Singers Project“ Produktionen der Zauberflöte, der Entführung aus dem Serail sowie Rossini La Cenerentola. Als Gastdirigent trat er in den zurückliegenden Jahren u.a. an der Staatsoper Hannover, am Staatstheater am Gärtnerplatz in München und zuletzt im Herbst 2018 mit einer Aufführungsserie der Zauberflöte an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf in Erscheinung. Konzerte führen Kai Röhrig regelmäßig ans Pult des Mozarteum Orchesters Salzburg. Als Gast dirigierte er in den zurückliegenden Jahren Orchester wie das Deutsche Sinfonieorchester Berlin, die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das European Union Youth Orchestra, das Slowenische Radio-Sinfonie-Orchester, die Neuen Philharmonie Westfalen sowie das koreanische KBS-Symphony Orchestra.
Seit 2014 ist er als Professor und musikalischer Leiter der Opernklasse an der Universität Mozarteum in Salzburg tätig. In den zurückliegenden Jahren dirigierte er hier u.a. Produktionen von Mozarts Le Nozze di Figaro, Francis Poulencs Dialogues des Carmélites sowie zuletzt Benjamin Brittens A Midsummer Night’s Dream.
In seiner Heimat leitete er sechzehn Jahre lang das traditionsreiche Bottroper Kammerorchester mit dem er vor allem in der Spielstätte „Industriedenkmal Makaloffturm“ eine erfolgreiche Konzertreihe etablierte. Neben Konzerten führte er dort auch zahlreiche Musiktheaterproduktionen auf, vergab eine Vielzahl von Kompositionsaufträgen und trat regelmäßig bei wichtigen Festivals in ganz NRW in Erscheinung.
1. Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?
Als Dirigent arbeite ich ja im Musiktheater, als Zuschauer gehe ich mindestens genauso gerne ins Schauspiel. Theater beginnt in dem Moment, wenn im Zuschauerraum das Licht ausgeht, wenn sich der Fokus auf die Bühne richtet, wenn Schauspieler und Sänger, Texte und Musik, Figuren und Kulissen anfangen, Geschichten zu erzählen und wenn die Zuseher beginnen, in diese Welt einzutauchen. In der Verschmelzung zwischen dem Zuschauerraum und dem Illusionsraum Bühne, in der Einheit von Spielen und Anschauen passiert für mich Theater.
2. Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?
Archivare schauen nach hinten, Künstler schauen nach vorne oder schaffen im Moment. Deshalb sind Höhepunkte nicht mehr viel wert wenn sie hinter uns liegen. Jeder schöne Theatermoment, jede gelungene Vorstellung, jede wertvolle Probe ist genauso kostbar wie vergänglich. Ja, Erfolge spornen an aber es geht darum, einen Weg zu gehen. Berggipfel und Täler sind auf diesem Weg gleichviel wert.
3. Welchen Ort in NRW - abgesehen von „Ihrem“ Theater - würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen?
Da ich schon so lange nicht mehr in NRW lebe, sollte ich mich da vielleicht enthalten? Tipps zu Salzburg und Umgebung gebe ich allerdings gerne ab. Als Kind des Ruhrgebiets verfolge ich die Entwicklung meiner Heimatregion mit Skepsis. Mögen die Theater in NRW vorzeigbare und identitätsstiftende Orte bleiben und nicht zu einsamen Inseln werden. Falls ein Besuch in Bottrop ansteht, besuchen Sie dort doch mal meine alte Wirkungsstätte, das Industriedenkmal „Malakoffturm“ auf Prosper II.* und gehen Sie anschließend gegenüber in die Zechen-Kneipe Heintze auf einen „milden Emil“.
* hier ein Link zum Malakoffturm in Bottrop
Foto: Christian Schneider
(Den Kontakt stellte theater:pur-Autor Christoph Schulte im Walde her.)
11. Mai 2020