Drei Fragen an... Philipp Mathmann

Philipp Mathmann zählt zu den rising starsder Alte Musik-Szene. Er war Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes und gewann mehrere internationale Stipendien und Preise während seines Studiums. Er lebt in Berlin und gastiert regelmäßig im Rahmen internationaler Musikfestivals wie dem Winter in Schwetzingen, Musikfest Bremen, Festival Oude Muziek Utrecht, MAfestival Brügge, der Styriarte Graz und dem Festival della Valle d’Itria. Er sang Konzerte und Opern in der Kölner Philharmonie, Tonhalle Düsseldorf, Oper Frankfurt, TivoliVredenburg Utrecht, dem Theater an der Wien, der Tchaikovsky Concert Hall in Moskau u.a.. Hierbei sang er mit einigen der bekanntesten Barockorchestern. Seit seiner ersten Oper auf Schloss Sanssouci in Potsdam hat er u.a. am Aaltotheater Essen, demStaatstheater Mainz, bei den Händelfestspielen in Göttingen und Halle und den Ludwigsburger Schlossfestspielen gesungen. Für sein Moskau-Debüt als La Bellezza in Händels „Il Trionfo del Tempo” am Stanislavsky Theater wurde er als „bester Operndarsteller“ für den Golden Mask Award nominiert. Er war der erste Countertenor, der jemals diese Partie übernommen hat. Mathmann arbeitete u.a. mit ARTE, HR, WDR, NPO Radio 4, Moscow 24, Deutschlandfunk gemeinsam mit Dirigent*Innen wie George Petrou, Christophe Rousset, Gianluca Capuano, Philipp Chizhevskiy, Martyna Pastuszka, Dorothee Oberlinger oder Diego Fasolis.Demnächst singt er an der Semperoper Dresden in einer Uraufführung von Thorsten Rasch und in Vivaldis Orlando Furioso an La Seine Musicale de Paris. Seine erste CD-Beteiligung war La deposizione dalla croce von F. X. Richter mit dem Czech Ensemble Baroque. Tormenti d’Amore ist sein erstes Album.

 

Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?

Theater bedeutet für mich Freiheit, Experiment und Fortschritt: Ein Ort an dem die Gesetze von Natur und Gesellschaft außer Kraft gesetzt werden können und „der nächste Schritt“ gedacht werden kann. Ich glaube die Herausforderung und die Schönheit des Kontaktes zu Kunst und zu Kinder sind die einzigen zwei Dinge im Leben, die uns im Geiste jung und flexibel halten können.

 

Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?

Ich möchte gar nicht einen einzelnen Höhepunkt nennen, sondern viel mehr Phasen beschreiben. Das letzte halbe Jahr vor dem Lock-Down in der aktuellen Corona-Krise war sicherlich mit die spannendste Zeit meiner bisherigen musikalischen Laufbahn. Die Aufnahme meiner ersten Solo-CD „Tormenti d’Amore“ die bald veröffentlich wird, Opernproduktionen in Moskau, am Staatstheater Mainz und dem Aalto-Theater in Essen, große Konzerte in Frankfurt, Graz, Antwerpen, wieder Moskau und die Vorbereitungen der Produktionen in Paris und an der Semperoper für (die dann Corona zum Opfer fielen) ließen die unterschiedlichen Projekte dieser wenigen Monate so ineinander greifen, dass Sie als ein langer Höhepunkt erschienen. Es war ein Segen mit tollen Menschen in Kontakt zu sein, tolle Städte zu Besuchen und sich voll dem Sog der Musik hingeben zu können.

 

Welchen Ort in NRW würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen? 

Wenn ich an NRW denke, dann denke ich als erstes an meine Zeit als Medizinstudent in Münster. Insbesondere die wunderbaren Sommer. Es waren traumhafte sechs Jahre. Ein Besuch des Wochenmarktes am Samstag auf dem Domplatz, verbunden mit einem Spaziergang über den daneben liegenden Prinzipalmarkt und um den Aasee, wäre meine Art einer Freundin oder einem Freund ein Stück meiner Studentenzeit an einem sonnigen Tag zu zeigen.

 

Foto: Igor Ganzha

(Den Kontakt stellte theater:pur-Autor Christoph Schulte im Walde her.)

15. Mai 2020