Drei Fragen an... Michael Schulz
Michael Schulz, geboren 1966 in Soltau, studierte Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Nach Stationen am Staatstheater Kassel, Aalto-Theater Essen und zuletzt als Operndirektor des Deutschen Nationaltheaters Weimar, wo er neben vielen anderen Produktionen einen viel beachteten „Ring des Nibelungen“ inszenierte, ist er seit 2008 Generalintendant des MiR. Für seine Inszenierung „Dialogues des Carmélites“ in Essen erhielt er 1998 den Regiepreis der Götz-Friedrich-Stiftung. Als Gastregisseur arbeitete er u.a. an der Komischen Oper Berlin, am Aalto-Theater und an der Semperoper Dresden. Im Wagner-Jahr 2013 setzte Michael Schulz bei den Osterfestspielen Salzburg unter der Musikalischen Leitung von Christian Thielemann „Parsifal“ in Szene.
Diese Produktion wurde im Oktober 2013 als chinesische Erstaufführung am Polytheatre in Beijing aufgeführt. Bei den Wagner-Wochen im Palast der Künste Budapest inszenierte er „Die Meistersinger von Nürnberg“. In Gelsenkirchen inszenierte er in den letzten Jahren u.a. „La Bohème“, „Die Fledermaus“, „Die Dreigroschenoper“, „Mefistofele“, „La Traviata“ und „Rigoletto“, „Lady Macbeth von Mzensk“, „Jenufa“ sowie „Die Frau ohne Schatten“ in Koproduktion mit dem Staatstheater Kassel. In der Spielzeit 2016/17 zeichnet er mit „Salome“ für die Eröffnungspremiere an der Semperoper Dresden verantwortlich. Außerdem inszeniert er „Tristan und Isolde“ am Musiktheater im Revier. Michael Schulz übernahm am Staatstheater Kassel die Regie bei Umberto Giordanos Oper „Andrea Chénier“, brachte 2019 in Linz „Elektra“ zur Aufführung und inszenierte an seinem Gelsenkirchener Heimat-Haus Paul Hindemiths „Mathis der Maler“, Donizettis „L‘elisir d‘amore“ und zuletzt „La forza del destino“. In der kommenden Saison wird er coronabedingt statt Puccinis „Turandot“ dort „Giulio Cesare“ von Händel auf die Bühne bringen.
Michael Schulz ist Honorarprofessor der Hochschule für Musik und Tanz Köln, wo er regelmäßig unterrichtet.
Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?
Theater ist einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens. Es bedeutet Begegnung, Kommunikation, Menschen, Kunst, Emotion, Geschichten, Diskurs, Relevanz, Schönheit, Vergnügen, Wahrhaftigkeit, Teilhabe, Ausdruck, Himmel und Hölle.
Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?
Generell: wenn sich eine Spielplanidee oder ein Inszenierungskonzept intensiv dahin bewegt, wohin es gedacht war, wenn sich Ensemblesänger in Entwicklungspartien beweisen, wenn das Publikum begeistert und kontrovers über Produktionen spricht und applaudiert. In den vergangenen Jahren: Die Produktion „Die Passagierin“ mit ihrem hochkarätigen Beiprogramm, welche die notwendige gesellschaftspolitische Relevanz von Musiktheater maßgeblich unter Beweis gestellt und welche es bis heute behalten hat. In letzter Zeit: die Gründung des MiR Puppentheaters.
Welchen Ort in NRW würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen?
Schwebebahnfahren in Wuppertal, Stille in St. Pantaleon in Köln, Architektur im Aalto-Theater, Aufstiege auf die Besucherhalden des Ruhrgebiets mit ihren überraschend grünen Rundblicken über diese liebenswert heterogene Region, bildende Kunst im Museum „Quadrat“ in Bottrop - und als Höhepunkt ein Rundgang durch das schönste Opernhaus im Revier: das MiR mit anschließendem Vorstellungsbesuch und open end im Plaza Madrid.
(Den Kontakt stellte theater:pur-Autor Christoph Schulte im Walde her.)
7. Juni 2020