Übrigens …

Drei Fragen an... Detlev Glanert

Detlev Glanert, 1960 in Hamburg geboren, lernte Trompete, Tenorhorn, Kontrabass und Klavier. Von 1980 bis 1982 studierte er Komposition bei Diether de la Motte in Hamburg sowie von 1985 bis 1989 bei Hans Werner Henze in Köln. Ergänzende Studien führten ihn im Sommer 1986 zu Oliver Knussen nach Tanglewood. Für insgesamt zehn Jahre lebte Detlev Glanert in Italien, wo er fünf Jahre das „Istituto di Musica“ und drei Jahre das „Cantiere Internazionale d’Arte“ in Montepulciano als künstlerischer Direktor leitete. 1992/93 war er Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo in Rom, 2003 Composer in Residence am Nationaltheater Mannheim sowie 2005 beim Pacific Music Festival in Sapporo. Er hielt Vorträge und leitete Kompositionsklassen u.a. in Aspen, Genua, Montepulciano, Melbourne, Djakarta und Sapporo.

Mit seinen Bühnenwerken ist Glanert einer der meistgespielten lebenden Opernkomponisten in Deutschland. Seine Opern-, Orchester- und Kammermusik offenbart Gespür für eine besonders lyrische musikalische Sprache und eine Verbundenheit mit der romantischen Tradition, die aus einem zeitgenössischen Blickwinkel neu beleuchtet wird. In der vergangenen Saison feierte der Komponist an der Deutschen Oper Berlin einen großen Erfolg mit der Oper „Oceane“ in der Regie von Robert Carsen und unter der musikalischen Leitung von GMD Donald Runnicles.

Detlev Glanerts instrumentales Schaffen umfasst drei Sinfonien, Solokonzerte für Klavier, Klavierduo, Violine, Harfe, Trompete und Tuba, außerdem zahlreiche Orchesterstücke sowie viele kammermusikalische Werke. Glanerts elf Musiktheaterstücke erlebten jeweils zahlreiche Inszenierungen und Aufführungen weltweit, er wurde für seine Opern mit Preisen geehrt, so unter anderem 1993 mit dem renommierten Rolf-Liebermann-Opernpreis für die erste abendfüllende Oper „Der Spiegel des großen Kaisers“ oder 2001 mit dem Bayerischen Theaterpreis für die komische Oper „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“, sein bislang erfolgreichstes Bühnenwerk.

 

Was bedeutet für Sie persönlich „Theater“?

 

Theater ist für mich in erster Linie Oper - und Oper bedeutet für mich eine zweifache Utopie.

Die vor 500 Jahren erhoffte Revitalisierung des griechischen Theaters durch die Kombination verschiedener Künste (Musik, Gesang, Bild, Tanz etc.) hat etwas völlig unerwartet Neues hervorgebracht, eine Art unkontrollierbare Multiplikation der Künste, heißgeliebt vom Publikum und von Anfang an bis heute totgesagt von den Kritikern; immer faszinierend, manchmal sogar im Scheitern.

Das zweite ist, dass wir selbst uns Menschen auf der Bühne spielerisch abhandeln und darstellen, alles was uns im Negativen und Positiven ausmacht, gefiltert durch eine künstlerische und intellektuelle Ästhetik; aber es bleibt im Kern immer das mit sich und anderen spielende Kind, das in diesem Moment dem Göttlichen am nächsten ist (Schiller).

 

Was war für Sie der bisherige Höhepunkt in Ihrer Arbeit?

 

Das ist so, als ob man eine Mutter fragen würde, welches Kind ihr am liebsten sei - immer das was man gerade vor Augen (oder Ohren hat). In diesem Fall die Aufführung meines Requiems in London mit der BBC und Semyon Bychkov.

 

Welchen Ort in NRW würden Sie Besucher*innen/Freund*innen/Gästen gerne zeigen?

 

In Münster das „Alte Gasthaus Leve“ wegen seiner unübertrefflichen Mettbrötchen; ansonsten die alten Brauhäuser von Köln.

 

Foto: Bettina Stöß

(Den Kontakt stellten Thorsten Schmid-Kapfenburg und Christoph Schulte im Walde her.)

8. Juni 2020