Übrigens …

Pique Dame im Gelsenkirchen, Musiktheater im Revier

Eine Story von Liebe, Leidenschaft und Verbrechen

Dietrich Hilsdorf ist konsequent. Auf zwei Nächte und einen Tag reduziert er die Handlung von Pique Dame. Das tut Tschaikowskys Oper gut. Sie ist ein Werk, das auf tiefe Charakterauslotung verzichtet und einfach eine Geschichte erzählt von Liebe, die scheitern muss, von Spielsucht und gesellschaftlichen Zwängen - versehen mit einem kleinen Gruselfaktor, den Hilsdorf aber weitestgehend außer Acht lässt.

Wie immer hat ihm Dieter Richter das perfekte Bühnenbild geschaffen. Nach Außen ein Spielsalon, der sich doch schnell als Bordell herausstellt. Die Alte Gräfin ist eine würdige Puffmutter, erscheint sogar zum Maskenfest als Zarin verkleidet. Renate Schmitzer hüllt die Huren in so unendlich variantenreiche Unterröcke, dass es eine Freude ist. Und natürlich tauchen auch wieder typische Hilsdorf-Gestalten auf wie die Drag-Queen im Nonnenkostüm, sogar mit Bart. Da lässt Conchita Wurst grüßen.

Die Tragik bleibt außen vor an diesem Abend. Und das ist vielleicht auch gar nicht schlecht. Denn Hermann und Lisa sind doch Kunstprodukte, deren Seelenzustände sich vor allem in Tschaikowskys Musik spiegeln. So entspinnt sich eine spannende Geschichte, der das Publikum ganz aufmerksam folgt. Am Ende dann ein Clou: Lisa erschießt Hermann und bleibt verzweifelt zurück. Kein dramatischer Sturz in den Fluss. Hilsdorfs Lisa ist zwar am Boden zerstört, aber nicht lebensmüde. Und so können wir hoffen, dass sie den Puff von ihrer Großmutter übernehmen wird. Hilsdorf erzählt flott - und das ist auch gut so.

Motor des Abends ist die Neue Philharmonie Westfalen unter Rasmus Baumann. Wie sie die elegischen Partien mit wunderbar satten Streicherklängen unterlegt, wie sie die frisch-fröhlichen Lieder hervorzaubert, ist absolut hörenswert.

Und auch sängerisch bleibt kein Wunsch offen: Petra Schmidt ist eine stimmschöne Lisa, kein Mädchen mehr, sondern eine Frau, die weiß, was sie will. Kor-Jan Dusseljee überzeugt mit obertonreichem, manchmal etwas engem Tenor als spielsüchtiger Hermann.Gudrun Pelker ist eine imposante Gräfin. Die „Hinhörer“ jedoch sind Piotr Prochera als Graf Tomski und Michael Dahmen in der Rolle des Fürsten Jeletzki!

So entsteht ein Opernabend, dem man begeistert folgt, dessen imposante Bilder genießt und die Musik goutiert. Ein Abend mit Unterhaltungswert, der aber in der Erinnerung bald verblasst. Auch das ist Oper, die sich lohnt.