Übrigens …

Die Glasmenagerie im Neuss, Rheinisches Landestheater

"I am waiting for a man who will stay!“ Gloria Gaynor

Im Rheinischen Landestheater Neuss kam eine höchst intensive Inszenierung von Tennessee Williams‘ Stück zur Aufführung. Der Autor verarbeitet in diesem Werk seine tiefe Beziehung zu seiner Schwester Rose, die schon zu Highschool-Zeiten ernste psychische Probleme wie Stimmungsschwankungen, soziale Ängste und Wahnvorstellungen hatte.
Zu Beginn tritt Tennessee Williams selbst auf. In einem Prolog erklärt er, wie seine privaten Erfahrungen mit Schwester und Mutter in sein Werk
Die Glasmenagerie einflossen.
Das Bühnenbild ist ganz in Rot gehalten. Wir sehen einen Wohnraum, eine Feuertreppe führt auf eine höher gelegene Plattform, poetisch „Terrasse“ genannt. Auf der linken Seite blinkt eine Leuchtreklame, „Paradise Club“. Ein schriller Kontrast zu der fast käfigartigen Wohnsituation. Katrin Hauptmann spielt Amanda Wingfield, die Mutter von Tom (Johannes Bauer) und der gehbehinderten Tochter Laura (Vera Hannah Schmidtke). Amandas höchstes Ziel ist es, die Tochter unter die Haube zu bekommen, die für diesen Zweck immer „frisch und appetitlich für die Verehrer“ sein soll. Ihr eigenes Glück – die Jugendjahre in Blue Mountain – liegen weit zurück. Sie heiratete einen Mann, der nichts besaß außer Charme und der sie vor langer Zeit verließ. Jetzt ist sie angewiesen auf Toms Verdienst aus dem Lagerhaus. Amanda erdrückt ihre Kinder mit ihrer Liebe und will die Realität nicht sehen. Tom, gefrustet vom Job in der Fabrik, flüchtet immer wieder in die Traumwelt des Kinos. Johannes Bauer verkörpert diesen von Pflichtgefühlen und dem Wunsch, zu fliehen, zerrissenen jungen Mann grandios. Er bringt seinen Arbeitskollegen Jim O´Connor (Stefan Siebert), einen charmanten Luftikus, mit zum Essen. Was Amanda zu gastgeberischen Höchstleistungen anspornt. Und Laura blüht tatsächlich auf. Sie vergisst für einen Moment die Glastiere ihrer Sammlung und taut richtig auf. Diese Verwandlung ist sehr berührend. Dann jedoch bricht alles zusammen. Im wahrsten Sinne des Wortes – nämlich auch das Bühnenbild -, als Jim nach einem Kuss von seiner Verlobten erzählt. Es hätte nicht des Zerfalls der Kulisse gebraucht, um die Zerstörung der kurz aufgeflammten Hoffnung Lauras zu verdeutlichen.

Insgesamt ein äußerst gelungener und bewegender Abend, der zu Recht mit viel Applaus belohnt wurde.