Übrigens …

Benefiz-Tanzgala zum Welt-AIDS-Tag im Theater Münster

Kaleidoskop von Tanz heute begeistert in Münster

Zwischen der Uraufführung von Macbeth und der Neueinstudierung seines Sommernachtstraums mit dem neu formierten Tanztheater Münster lancierte Hans Henning Paar eine hinreißende Demonstration seiner choreografischen Handschrift und der Vielseitigkeit seiner 12-köpfigen Truppe. Für seine Benefiz-Tanzgala zum Aids-Tag bot er mit vier der zwölf Beiträge den geeigneten Rahmen: zum Auftakt die Uraufführung des thematisch besonders passenden Pas de trois In Memory of… mit Priscilla Fiuza, Cornelius Mickel und Marcelo Moraes, am Beginn des zweiten Teils das Duett zweier verschlungener Männerkörper Twin Shadow mit Erik Constantin und Vladimir De Freitas Rosa. Stürmisch gefeierte Rausschmeißer waren vor der Pause der dritte Satz von B(r)achland und als Finale des über dreistündigen Tanzfests das Schneeflockenensemble aus dem Nussknacker.

Solisten aus ganz Europa boten Kostproben unterschiedlichster Tanztechniken und Stile von der Klasik (Pas de deux aus dem dritten Schwanensee-Akt mit Anu Viheriäranta und Alexander Zhembrovskyy von Het Nationale Ballet Amsterdam) bis zu Modern Dance (Cor Perdut von Nacho Duato mit Anna Calvo Gómez und Rashaen Arts von Introdans) und Neoklassik (Händel Pas de deux 2 von Wiliam Forsythe mit Sarah Hay und Francesco Poi Ricci vom Semperoper Ballett sowie Barocco von Renato Zanella mit Rainer Krenstetter vom Staatsballett Berlin).

Fetzig modern kam Burak Kahiyan vom Ballett der Staatsoper Ankara als Businessman aus Young Soon Hues This is your Life daher. Rätselhaft witzig tanzten Ludmila Komkova und Ayumi Sagawa vom Staatstheater Wiesbaden Stephan Thoss‘ Hotelzimmer-Gag Do not Disturb. Einsame Spitze war Bridget Breiner (neue Ballettdirektorin des Ballett im Revier) mit Marco Goeckes Körperkunststück Tué - allenfalls vom Unterhaltungswert her getoppt von dem stilistisch überraschend ähnlichen (acht Jahre früher entstandenen) Picasso-Pantomime auf einen surrealen Text von Gertrude Stein Shutters Shut von SolLéon mit Rosario Guerra und Florian Lochner (Gauthier Dance, Stuttgart).

Die Ovationen des Publikums im restlos ausverkauften Großen Haus des Theaters Münster signalisierten deutlich den Hunger auf die Vielfalt zeitgenössischen und klassischen Tanzes.