Tänze, wie in Stein gemeißelt
Wo Steine zu sprechen scheinen und Menschen zu Steinen erstarren: In dieser Welt ist Puz/zle zuhause, eine 2012 in Co-Produktion mit dem „Festival d’Avignon“ und dem „Düsseldorf-Festival“ entstandene Choreographie des längst weltweit bekannten Belgiers mit marokkanischen Wurzeln, Sidi Larbi Charkaoui, der 2010 die Company „Eastman“ gründete. Ganze Hymnen durften er und seine Truppe bereits nach der Uraufführung entgegen nehmen, die in einem Steinbruch bei Avignon dem Genius Loci huldigte.
Im Depot 1 des Kölner Schauspiels werden zwölf quadratische, etwa zwei mal zwei Meter große (Styropor-)Platten zu lebenden Bildsymbolen. Nahezu permanent in Bewegung, formen die drei Tänzerinnen und acht Tänzer sie zu Freitreppen, archaischen Kultstätten, steinernen Wäldern oder Brunnenschächten. Sie scheinen zu tanzen, eingebettet und untermauert vom rituell anmutenden Gesang und Gemurmel der korsischen Vokalgruppe „A Filetta“ und der Sogkraft der Stimme der libanesichen Mezzo-Sopranistin Fadia Tomb El-Hage.
Pans Flöte und japanische Trommel-Wirbel des japanischen Multi-Instrumentalisten Kazunari Abe begleiten die Tänzer, rhythmisieren deren Bewegungen, puzzeln kleine Zwischenwelten ins immer wieder raunende orakelnde Gesamtgeschehen. Tableauhaften Bildern, in denen die Welt innezuhalten scheint, stehen körperliche Exaltationen zur Seite, in denen einzelne Tänzer oder die gesamte Truppe in zuckernde Distanz zur Welt gehen. Bis sie am Ende alle ins Grab sinken und hilfesuchende Hände zwischen den Stein-Blöcken wie Ausrufezeichen wirken.
Ein starkes Stück, das nach der Uraufführung und der deutschen Erstaufführung in Düsseldorf jetzt auch in Köln von der Bildkraft Cherkaouis erzählte. Stehende Ovationen.