Weit entfernt vom Folklore-Kitsch

Wer kennt in Europa schon seinen Namen? Kennern gilt Achille Mbembe freilich als einer der wichtigsten Denker des afrikanischen Kontinents. Der Autor des bei Suhrkamp erschienenen grundlegenden Werkes „Kritik der schwarzen Vernunft“ ist hierzulande bereits 2015 mit dem „Geschwister-Scholl-Preis“ ausgezeichnet worden. Im vergangenen Jahr war er Preisträger sowohl des „Ernst-Bloch-“ wie des „Gerda-Henkel-Preises“. Seit zwei Jahren ist der in Kamerun geborene Professor Mbemba zudem Mitglied der „American Academy of Science“.

Im laufenden Jahr hat er die „Albertus-Magnus-Professur“ in Köln inne und wird anlässlich des 5. Festivals „africologne“ zwei öffentliche Vorlesungen halten - unter dem Stichwort „Deglobilisation“.

Afrika, so nah und doch so fern, lange geschunden von Europas Kolonisatoren wie den eigenen Politiker-Gewächsen noch heute, ist in Köln zwei Wochen lang Thema. Ein Kontinent, der nicht nur die Ur-Heimat der Afrikaner von heute, sondern von uns allen ist. Gleichwohl kulturell immer noch so unbekannt wie kaum ein anderer Teil-Kosmos der Welt.

Das zu ändern, die „Welt der Schwarzen“ nicht nur als Migrationsbedrohung, sondern als Bereicherung für die Vielfalt künstlerischen Lebens zu sehen, hat sich „africologne“ auf die Fahne geschrieben. Zum nunmehr fünften Mal bietet das 2011 ins Leben gerufen „Festival der afrikanischen Künste“ vom 17. bis 30. Juni 2019 Einblicke ins schwarzafrikanische Kulturleben, das Neugier für mehr erwecken dürfte.

Für herausragende Qualität wird einmal mehr Gerhardt Haag bürgen, Kölner Theatermann und exzellenter Kenner des kulturellen Afrikas. Unterstützt durch ein engagiertes Team. Tanz und Theater, Musik, Performance und Literatur werden um Anerkennung buhlen. Mehr als 50 Künstler stehen dabei für Burkina Faso und Kamerun, Mali, die Elfenbeinküste, Nigeria und Südafrika. Begleitet von und kooperierend mit Künstlern aus Österreich, Belgien und Deutschland.

Wer Folklore erwartet, dürfte maßlos enttäuscht sein. Hochpolitisch ist allein schon das afrikanisch-europäische Theater- und Film-Projekt „Die Revolution frisst ihre Kinder“. In ihm gerät eine Theatertruppe, die 2014 mit „Dantons Tod“ real in Burkina Faso auftaucht, in einen Aufstand, der den realen Diktator hinwegfegt. Realität und Fiktion verzahnt Jan-Christoph Gockels Projekt, theatralische und filmische Mittel ergänzen sich.

Eine Uraufführung lenkt die Aufmerksamkeit auf modernen afrikanischen Tanz. „Spirit Child“, eine Choreografie des Tänzers und Choreografen Qudus Onikeku, versucht den Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne.

Poesie und Musikalität verspricht „Parole Due“ der burkinischen Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Odile Sankara, der Texte von Aime Cesaire (1913-2008) als Grundlage für ihre Inszenierung dienen. Texte eines afrokaribisch-französischen Schriftstellers und Politikers, der als Mitbegründer des Konzepts der „Negritude“, die seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts Ausdruck schwarzen Selbstbewusstseins wurde.

Publikumsgespräche und Workshops, Dialog-Foren und Treffen mit den Künstlern runden das Programm ab. „africologne“ endet am 30. Juni mit einer Open Air-Veranstaltung aller Akteure am Kölner Ebertplatz. - Günther Hennecke

Weblink zum Festival hier.