Beethoven - im Pop!

Die Peanuts, Popeye, Clockwork Orange, die Metalband Accept – allen ist etwas gemeinsam. Auf je eigene Art nämlich nähern sie sich einem Giganten der „klassischen“ Musik: Ludwig van Beethoven. Comics, Action-Filme, krachender Heavy Metal, nicht zuletzt auch Literatur und Jazz bedienen sich gern und greifen auf die Highlights zurück, mit denen Beethoven schon zu seinen Lebzeiten zu einer Art Pop-Star wurde – zumindest bei einem Teil seines damaligen Publikums. Ein Phänomen!

Aber was interessiert Filmproduzenten, Rock‘n‘Roll-Kings oder Songwriter an Melodien des Meisters aus Bonn? Und seit wann? Diesen und vielen weiteren Fragen geht die Ausstellung nach, mit der das rock‘n‘pop-Museum im westfälischen Gronau seit dem 25. April Neugier auf sich zieht. Neugier von Menschen aus höchst unterschiedlichen Metiers.

Ludwig lebt! - Beethoven im Pop“ lautet das Motto dieser spartenübergreifenden Recherche nach Beethoven-Fundstücken in der Kunst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Museum in Gronau, im Juli 2004 eröffnet und erst vor dreieinhalb Jahren einem gründlichen Umbau mit Neuaufteilung sämtlicher Räumlichkeiten unterzogen, liefert auf drei Stockwerken das perfekte Ambiente für die Ergebnisse eines Forschungsprojektes, das Michael Custodis, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Münster, zusammen mit seinen Studierenden „gestemmt“ hat. Das Ergebnis dieser intensiven Beschäftigung förderte interessante Einsichten in die Beethoven-Rezeption ans Tageslicht. Und der gut 200-seitige Ausstellungskatalog liest sich wie ein Forschungsbericht.

Eigentlich sind es „nur“ eine Handvoll Beethoven-Schlager, die in die Populärkultur eingesickert sind. Dies aber schon sehr lange. Natürlich der erste Satz der Fünften Sinfonie und die Mondscheinsonate. Natürlich auch „Für Elise“, jenes Klavierstückchen, das schon vor mehr als 45 Jahren auf dem Album der Metalband Accept rund um Wolf Hoffmann Ohrwurm-Karriere machte bei Menschen, die mit Klassik üblicherweise „nichts am Hut“ haben. Auch Stanley Kubricks „Clockwork Orange“ ist als Vermittlungsinstanz Beethovenscher Musik nicht zu unterschätzen.

Das Gronauer Museum bietet bis Oktober diesen Jahres eine Ausstellung, die alle Sinne ansprechen will, alle Register des Sound- und Videodesigns zieht und ganz viele exquisite, wenn nicht gar exotische Exponate aufbietet. „Zum Beispiel die E-Gitarre von Steve Vie und seine Bühnenklamotten“, sagt Michael Custodis. Und natürlich wird auch die niederländische Kult-Band Ekseption und deren Gründer Rein van den Broek thematisiert – was nicht zuletzt Interessierte aus der münsterländischen Grenzregion, den Niederlanden neugierig machen dürfte.

Der im Verlag Waxmann erschienene Ausstellungskatalog mit spannenden Aufsätzen und Interviews bietet reichlich Lesestoff und begleitet die Beethoven-Präsentation mit interessanten, überraschenden Informationen. - Christoph Schulte im Walde

Weitere Informationen auf der Homepage des rock'n'pop-museums Gronau:

https://www.rock-popmuseum.de/

Moritz Baßler, Michael Custodis, Thomas Mania, Anna Seidel (Hg.): Ludwig lebt! Beethoven im Pop. Waxmann Verlag 2020. 214 Seiten. ISBN 9783830941828. 24,90 Euro.