Übrigens …

Eine eindrucksvolle Retrospektive zwischen zwei Buchdeckeln

Eine eindrucksvolle Retrospektive zwischen zwei Buchdeckeln: 50 Lehr-, Wander- und Meisterjahre hat der musikbesessene Schweizer „Tanzmacher“ auf dem Buckel, wenn er zum Ende dieser Spielzeit nach 16 Jahren als Zürcher Ballettchef in den Ruhestand wechselt. Spoerlis fast 200 Choreografien, entstanden während seiner Direktionszeiten in Basel, Düsseldorf/Duisburg und Zürich, reisten mit „dem Pionier des Schweizer Balletts“ um den Globus. Der gebürtige Basler, Jahrgang 1940, ist bisher der einzige Schweizer von Weltrang – sein Nach-Nachfolger in Düsseldorf/Duisburg, Martin Schläpfer (in den 1980er Jahren Solist in Spoerlis Basler Ballett), ist auf dem besten Weg, ihm auch darin zu folgen.
Mehrmals „verschlug“ es Spoerli nach NRW. In den 1960er Jahren tanzte er als Solist im Ballett der Oper Köln unter dem Amerikaner Todd Bolender. Von 1991 bis 1996 setzte der mittlerweile längst international arrivierte Choreograf als Ballettchef der Deutschen Oper am Rhein Glanzpunkte in der NRW-Tanzwelt. Unvergessen sind seine unverkrampfte Fassung von Schwanensee als Ballettprobe, seine Goldberg-Variationen auf Bachs gleichnamigen Cembalozyklus und die Schumann-Szenen, aufgeführt im Düsseldorfer Schlosspark Benrath. In Essen erhielt Spoerli 2009, wie den „Deutschen Kritikerpreis“ in Berlin, den „Deutschen Tanzpreis“.
Horst Koegler, Doyen der deutschen Tanzkritik, zeichnet als eminent kompetenter und eloquenter Autor für das Buch verantwortlich. Reich illustriert, bietet es neben Koeglers Darstellungen einzelner Aspekte – etwa zum Verhältnis Spoerlis zur Musik („Dieser Mann atmet Musik“) oder zum zeitgenössischen Handlungsballett („Der formidable Geschichtenerzähler: Höhepunkt Peer Gynt“) – Beiträge anderer Journalisten und Theaterleute, so Martin Schläpfers geistreiche, geschliffen formulierte Laudatio zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises. Anhänge runden das Buch ab: Lebenslauf, Werkverzeichnis, Weltkarte der Gastspielorte, Referenzen und Koeglers Einleitung in englischer Übersetzung.