Ballett heute
Die renommierte Tanz- und Theaterfotografin Bettina Stöß und der Ballettpublizist Klaus Kieser zeigen einen „Ausschnitt heutigen Bühnentanzes…, der Lust machen soll, sich intensiver mit der Kunst des Tanzes zu beschäftigen“. Die 120 Fotografien sind Momentaufnahmen aus 19 aktuellen Einstudierungen, entstanden zwischen 2004 und 2012. Darunter sind Klassiker wie Schwanensee in der Berliner Version von Patrice Bart, Der Nussknacker in der Fassung von Aaron S. Watkin und Jason Beechey für die Dresdner Semperoper und Dornröschen im leicht modifizierten Original von Ivan Liška für das Bayerische Staatsballett München. Dazu gesellen sich moderne „Klassiker“ wie John Crankos Onegin und John Neumeiers Kameliendame sowie neuere Literaturballette wie Stefan Thoss‘ Romeo und Julia, Heinz Spoerlis Peer Gynt, Xin Peng Wangs h.a.m.l.e.t. und Christian Spucks Lulu, Leonce und Lena. Die Meister der abstrakten Choreografie sind vertreten mit George Balanchines Rubine, Hans van Manens Compositie, William Forsythes the second detail und Martin Schläpfers Tanzsuite.
Befremdend kommt die Einbeziehung von Pina Bausch über. Mag man ihr aufwühlend dynamisch getanztes Frühlingsopfer – hier fälschlich unter dem Originaltitel von Strawinskys Musik Le sacre du printemps vorgestellt – noch als „Ballett“ gelten lassen, so passt ganz sicher das letzte Stück vor dem plötzlichen Tod der wichtigsten Vertreterin des Deutschen Tanztheaters …como el musguito en la piedra, ay si, si, si… (2009) nicht zwischen zwei Buchdeckel, die auf dem Schutzumschlag mit Abbildungen von Schwanensee und Tanzsuite Signale setzen, die den Teil des Bühnentanzes zeigen, um den es laut Buchtitel geht: das klassische bzw. neoklassische Ballett.
Die Stückwahl erklärt sich natürlich aus den Aufträgen der Fotografin. Die Reihung bleibt rätselhaft. Große Freude bereiten die hochklassigen Fotos aber allemal, und sinnvoll sind auch die kurzen, auf Ballett-„Anfänger“ zielende Einführungstexte zu jedem Kapitel.