Uralte, neue Musik zu Ostern

Die Tonträgerbranche ist alles andere als ein Wachstumsmarkt. Dennoch gründen sich immer wieder neue Labels. Liebhaber, Idealisten und Fachleute verwirklichen ihre Visionen und versuchen auf diese Weise auch wirtschaftlich zu bestehen. Im Klassikbereich gibt es seit neuestem „klanglogo“, ein Projekt der Brüder Nick und Clemens Prokop, Toningenieur der eine, Musikwissenschaftler und –kritiker der andere. Eine ihrer ersten CDs ist jetzt auf den Markt gekommen und begeistert in jeder Hinsicht.

Kennen Sie Joachim von Burck, Hieronymus Praetorius oder Wolfgang Figulus? Das sind Vokalkomponisten aus dem 16. Jahrhundert, deren Werke auf „Passion“, der neuesten Veröffentlichung des Vienna Vocal Consort, versammelt sind. Darunter ist von Burcks „deutsche Passion nach Johannes“ von 1567, vermutlich die erste deutsche Chorbearbeitung der Leidensgeschichte Christi, weit über 100 Jahre vor Bach. Diese Musik macht einen ganz eigentümlichen Eindruck, einerseits archaisch, weit außerhalb des historischen Vorstellungsvermögens, andererseits ganz jung, frisch und vor allem anmutig. Die fünf hervorragenden jungen Sänger gestalten die Stimmen solistisch und sind damit vermutlich vom historischen Klang nicht allzu weit entfernt, was aber für die Qualität der Aufnahme ohne Belang ist.

Hier ist schlicht und ergreifend alles mit Liebe gemacht – und mit wirklicher Kompetenz. Von den originellen schiefen Linien auf dem Cover über die Gestaltung des Booklets, die Auswahl und Anordnung des Programms, die Reinheit der Intonation, den vollen, klaren und vor allem klar konturierten Klang in der Wiener Kirche Maria am Gestade – alles ist handwerklich perfekt und ästhetisch eigenständig.

Es bleibt nur zu hoffen, dass „klanglogo“ nicht auf dem immer unübersichtlicher werdenden Markt verloren geht, dass sich möglichst viele Hörer dieser ungewöhnlichen Hörerfahrung aussetzen, damit die Prokop-Brüder weiter machen können.

Glück auf den Weg!