Wagner und Liszt - eine illustre Beziehung

Kosmos Liszt, das ist die dreiteilige Hörbuch-Reihe, die der – und das darf man ganz undespektierlich sagen - Nestor unter den Rezitatoren Lutz Görner und die Pianistin Elena Nesterenko rund um den Virtuosen, Komponisten und späteren Abbé konzipiert haben. Ging es im ersten Teil zunächst um Franz Liszt für alle, danach um seine Beziehung zu seinem Jugendfreund Fredéric Chopin, so steht nun im dritten Teil dieser Produktion sein Verhältnis zum zuerst bewunderten Musikerneuerer Richard Wagner im Fokus, der später zum gehassten Schwiegersohn mutierte, bis das Verhältnis notdürftig wieder gekittet wurde. Görner zeichnet genau die Entwicklung dieser schwierigen Beziehung anhand ausgewählter Briefe. Ganz deutlich wird, wie Wagner Liszts Unterstützung für seine Musik mit überbordenden Worten in klingende Münze umzuwandeln versucht: Sei es, indem er Liszt um direkte Zuwendungen angeht oder ihn drängt, seine Stellung als Hofkapellmeister in Weimar auszunutzen, um seine Opern aufzuführen. Natürlich bietet Wagner dem Rezitator da die allerbesten Steilvorlagen. Und so wird zu einem Höhepunkt der Aufnahme sicher der Brief, der das Verhältnis der beiden deutlich abkühlen lässt: ein Silvesterbrief, in dem der offensichtlich stark angeheiterte Wagner sich um Kopf und Kragen schreibt. Lutz Görner gelingt es ganz toll zu zeigen, wie der vom Wein und scheinbar grenzenlosem Selbstbewusstsein benebelte Wagner immer mehr die Regeln gepflegter Konversation verlässt und nur um sich und seinen Lebensunterhalt kreist.

An anderer Stelle wird aber auch des frommen Liszts Hang zur Missionierung von Görner mit feinem Stimmchen karikiert. Das ist an dieser Aufnahme auch wieder das Bemerkenswerte: Görner kann aus scheinbar behäbigem Sprechen immer wieder blitzschnell pointieren.

Passend zur Auswahl an Briefen präsentiert Elena Nesterenko Liszt-Bearbeitungen von Wagners Opern und besticht vor allem mit der ganz differenzierten Tannhäuser-Ouvertüre. Die Qualität der Aufnahme, die im Konzertsaal eines Klavierbaumeisters in Dülmen-Hiddingsel auf einem Schimmel-Konzertflügel entstand, lässt keine Wünsche offen.