Die ersten Jahre von Pina Bausch in Wuppertal
Im schweizerischen Nimbus-Verlag ist jetzt das Buch Pina Bausch – backstage erschienen. Der Bildband zeigt zahlreiche Aufnahmen, die der Wuppertaler Fotograf KH. W. Stecklings in den ersten Jahren von Bauschs Arbeit als Chefin der Tanzabteilung der Wuppertaler Bühnen. Das Buch ist in Kooperation mit der Pina Bausch Foundation entstanden und herausgegeben von Stefan Koldehoff. Der 1930 geborene Filmemacher und Fotograf Stecklings war „Zeuge der ersten Stunde der neuen Form des Theaters," heißt es in dem Band.
1973/1974, als Pina Bausch mit ihren ersten Arbeiten heftigste Kontroversen auslöste, lud sie Stecklings ein, sie und ihre Truppe von Tänzerinnen und Tänzern bei den Proben mit der Kamera zu begleiten. Die Schwarzweiß-Aufnahmen, die jetzt zum größten Teil erstmals zu sehen sind, zeigen den künstlerischen Prozess der Anfangsjahre, in denen die dann schon bald weltberühmte Choreographin (1940-2009) mit ihrer Truppe neue Ausdrucksformen entwickelte.
Das Buch erzählt in deutscher und englischer Sprache auch aus dieser Zeit und lässt zudem den Fotografen ausreichend zu Wort kommen. Nichts an seinen Bildern wirkt gestellt oder gekünstelt. Der Betrachter ist vielmehr mitten drin in der Probenarbeit, nimmt an Pausen, an unterschiedlichen Wartezeiten am Rand der Probebühne und an den Diskussionen der Künstlerinnen und Künstler teil. Sieht, wie die Tänzer und Tänzerinnen singen, lachen, weinen, alles Dinge, die den damaligen Ballett-Besuchern fremd und ungewöhnlich vorkamen.
Mehr durch Zufall wurden die Aufnahmen von damals gefunden. 1.200 Bilder wurden im Archiv von Stecklings entdeckt. Damit zeigt der Bildband auch Ecken des Wuppertaler Opernhauses, die mit dem Sanierungsbeginn im Jahr 2007 verschwunden sind, wie etwa den alten Ballettsaal. „Viele der Stücke, die Stecklings mit Fotografien belegt, sind zudem lange schon aus dem Repertoire verschwunden“, erzählt der Sohn von Pina Bausch, Salomon Bausch.
Damals erarbeitete die Compagnie, die noch nicht auf internationalen Gastspielreisen unterwegs war, in einer Spielzeit zwei, drei oder gar vier Stücke. Aufnahmen zeigen die konzentrierte Proben-Atmosphäre, die Spannung wird sichtbar, auch die Müdigkeit der sich ausruhenden Tänzerinnen und Tänzer, deren Namen sich im Anhang des Buches ebenso wieder finden, wie die Titel der von ihnen getanzten Stücke aus Pina Bauschs frühester Wuppertaler Zeit, so etwa das Stück Ich bring Dich um die Ecke von 1974/75.