Übrigens …

Marsoner spielt den „einfachen“ Mozart

Ingrid Marsoner, österreichische Pianistin und ausgewiesene Mozart-Expertin, legt eine Aufnahme mit frühen Sonaten des Salzburgers (Nr. 11 A-Dur, Sechs Variationen G-Dur über „Mio caro Adone“ nach einem Salieri-Motiv), der etwas später vorgelegten Sonate Nr. 14 KV 457 und der Fantasie c-Moll KV 475 aus dessen Reifezeit vor. Sie bestätigt ihren Rang und ihre Affinität zu Wolfgang A. Mozart: Das scheinbar Leichte, Einfache, Schwebende, dennoch sehr genau differenzierte Programm bleibt ihr Weg zu diesem Genius, dessen Geheimnisse nahezu in jeder Facette entschleiert wurden – und die doch nach wie vor Mysterien bleiben. Mozart wird von jeder Zeit neu entdeckt werden können. Gerade von den Spezialisten.

Ingrid Marsoner wurde bereits mit elf Jahren in die Grazer Musikhochschule aufgenommen und seitdem systematisch gefördert. Klavierlehrer von Rang wie Sebastian Benda, Rudolf Kehrer, Paul Badura-Skoda und Alfred Brendel formten ihr fundamentales Piano-Verständnis und ihre Performances bei Wettbewerben. Erfolge ließen daher nicht lange auf sich warten. Sie gastierte schon früh in den USA (Chicago und New York), natürlich in Wien, in Asien (u.a. in Shanghai) und in den europäischen Konzerthochburgen.

Nun also viermal Mozart. Mit fein nuanciertem Anschlag, mit einem Bekenntnis zu den sangbaren Mozart-Melodien und deren poetischen Entfaltungen, mit geistvoller Brisanz (vor allem in den jeweils dreisätzigen Sonaten der Frühphase), mit farbiger und beglückender Inspiration (in den Salieri-Variationen) und mit Mozart-spezifischer Anmut (Fantasie und Sonaten) klopft sie das Spektrum dieser Werke ab. Besonders zu liegen scheinen Marsoner die langsamen, lyrischen, innigen Sätze – eine Hommage an die Anmut, an den Charme jener Epoche, die der junge Mozart so entscheidend mitprägte oder gar bestimmte.

Vater Leopold schrieb über seinen „teuren und geliebten Sohn“ in einem Brief: „Als Kind und Knab warest Du mehr ernsthaft als kindisch, wenn Du beym Clavier sassest oder sonst Musik zu thun hattest; so durfte sich niemand unterstehen, Dir den mindesten Spaß zu machen.“ In diesem Sinne interpretiert  Ingrid Marsoner die Mozart-Piecen. Sie ist kompliktionslos nah bei ihrem Landsmann.