Übrigens …

Musik mit Suchtpotenzial

Rachmaninows berühmte „Vokalise“ – so wie Katharina Deserno und Nenad Lecic sie spielen, ist das die ultimative Musik für die einsame Insel, unbedingt. Sechs Minuten voll tiefster Emotionen, gesungen, geschluchzt, ein klein wenig gelächelt und auch gelitten! Und zutiefst berührend.

Von dieser durch und durch elektrisierenden Klangqualität und Spielkultur ist die gesamte CD des Duos geprägt, dass sich auf Cello und Klavier mit „Russlands letzten Romantikern“ beschäftigt. Der mit Pastellfarben gemalte Beginn von Alexandre Gretchaninows e-Moll-Sonate – zum Niederknien. Rachmaninows „Scherzando“ aus Opus 19 – der gelungene Spagat zwischen rabenschwarz Diabolischem und ausnehmender Freundlichkeit!

Deserno und Lecic sind auf ihren Instrumenten einfach ein perfektes Paar mit geradezu instinkthaftem Gespür für alles, was Musik ausmacht, was unmittelbar und sinnlich Glückshormone in die Blutbahn treibt: ein schier unendlicher Kosmos aus Farben, extrem differenziert eingesetzte, wirkungsvolle Dynamik, ein in jedem Takt gemeinsames Atmen. Dazu Musik, die zu entdecken sich echt lohnt: die von Alexandre Gretchaninow (1864-1956). Saftig, kräftig in der e-Moll-Sonate, poesievoll, lyrisch und bildreiche Assoziationen erzeugend in den drei Miniaturen „In aller Frühe“ op. 126 b. Daran kann man sich ganz bestimmt nicht schnell satt hören, im Gegenteil: das hat Suchtpotenzial. Was gleichermaßen auch gilt für Rachmaninows opulenten Beitrag zur Gattung, sein Opus 19, über den Deserno und Lecic einen großen Bogen schlagen aus wohldosiertem Pathos und fulminanter Attacke.

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