Respighi und Schumann
Der inzwischen in Deutschland lebende Pianist Gabriele Leporatti, der zunächst in seiner italienischen Heimat (Florenz) studierte, bringt auf seiner neuen CD ein Jahrhundert zum Klingen. Denn mit Robert Schumanns Phantasie op. 17 und den Gesängen der Frühe op. 133 startet er in die frühe Romantik; mit Ottorino Respighis Notturno (1904) und seiner Sonate f-Moll schließt er den Kreis der spannenden oder sogar epochemachenden Musikentwicklungen im 19. Jahrhundert. Respighi (1879–1936) war ja kein Reformer, kein Avantgarde-Geist oder gar ein frecher Revoluzzer. Eher schaute er auf das, was war – und aus diesem Rückblick ersann er seine inspirierten, musikalisch-technisch einfach schönen Werke wie das melancholische, träumerische Notturno oder eben auch seine Klaviersonate (1897). In diesem Frühwerk versammeln sich Verbeugungen vor den Klavier-Größen des Jahrhunderts wie Schumann oder Brahms sowie ein spannendes Binnenverhältnis: Ein junger Künstler sinniert über die Welt, über die Gegenwart und eventuell auch über die Zukunft. Das Stück, das Respighi mit 18 Jahren schrieb, ist durchaus anspruchsvoll, sogar für ihn richtungsweisend.
Dann der Sprung zurück, so als wolle Solist Gabriele Leporatti auf den Brunnen verweisen, aus dem sein Landsmann Respighi schöpfte. Schumanns volksliedhafte Schlichtheit bei den Gesängen der Frühe (1853) und die nahezu komplette Palette pianistischer Möglichkeiten bei der großen Phantasie C-Dur (1836), die er dem Kollegen Beethoven im Geiste widmete. Also zwei Kompositionen, in denen sich Schumanns Stationen gewissermaßen manifestieren lassen.
Leporatti ist ein Musiker, der eher differenziert leise als donnernd oder emphatisch den jeweils inneren Kern des Werkes bloß legt. Der junge Italiener, der den entscheidenden Schliff bei der schon legendären Maria Tipo erhielt, erfüllt in dieser (dritten) CD alle Forderungen, die man an Musik der Romantik stellen könnte: Anmut wie Privatheit, Sehnsucht wie Klarheit, Emotionen wie Harmonie. Dabei wirkt seine Interpretation niemals eindimensional oder vordergründig. Das virtuose Element zitiert er fast beiläufig (wie in Schumanns Phantasie). Man kann sicher sein: Von diesem Pianisten, der die Kompositionen regelrecht für sich auslotet, wird man in nächster Zeit noch einiges hören! Er gastierte bereits in New York und London, Shanghai und Amsterdam u.a.