Theater für die Schönen
Ach, lieber Jan Küveler, da haben Sie sich aber was ausgedacht: Ein Buch zu schreiben, so als Theaterkritiker über das Theater und das Ganze dann „Theater hassen“ zu nennen. Frech. Im roten Salon der Berliner Volksbühne feierte das fein in rotes Leinen gebundene Büchlein nun Premiere. Ergebnis: Jan Küveler mag Elfriede Jelinek nicht.
Nein, er mag die Theatertexte der berühmten Autorin ganz und gar nicht und das mag manchen provozieren. „Wasserrohrbrüche“ kommen Küveler in den Sinn, wenn er an Jelinek denkt oder er mit seinem Block und Kugelschreiber im Theatersessel sitzt und eine Aufführung rezensieren soll. Armer Typ! Das Ganze reizt ihn so, dass er gar fordert, auf den Texten „Mehlspeisen auszurollen“ anstatt diese aufzuführen. Das sorgt für den einen oder anderen Lacher im Publikum, aber auf der Bühne, wo Theatermann und Freund David Schalko Platz genommen hat, wird es frostig, denn der Mitdiskutant findet Küvelers Einschätzungen zu Jelinek „zynisch“, gar unpassend und verteidigt die Texte, aus denen man ganze Stimmen „herausschneiden“ könne. Ach so. Auch die von Küveler identifizierten „Kalauer“ bar intellektueller Tiefe kann Schalko nicht mittragen und erklärt den Unterschied zwischen hintergründigem Witz und kalauerndem Flachsinn. Wie noch mal? Ach egal.
Überhaupt gibt es viele Plänkeleien auf der Bühne rund um dieses Büchlein, in dem Küveler, der Welt-Theaterkritiker und nun „Kreativdirektor der Welt am Sonntag“ seine gesammelten Erlebnisse verwurstet hat. Ob es da eine gute Idee von ihm war, gerade Schalko zur Buchpremiere auf das Podium einzuladen? Denn dieser lässt keine Gelegenheit aus, anderer Meinung als Küveler zu sein: Vielleicht eine Retourkutsche, da Küveler Schalkos erstes Theaterstück ungnädig rezensiert hat? Ja, es ist in jedem Fall nicht einfach in der Welt der Eitlen und Schönen und es wird auch nicht besser, als Ersan Mondtag, mit gewaltiger Verspätung aus der Schweiz eingeflogen, auf dem Podium Platz nimmt. Der Theater-Youngster und Regie-Shootingstar trägt eine Art Trainingshose und ist auch ansonsten lässig drauf. Zum Theater sagt er hingegen wenig.
Warum waren wir dann nochmal in die Volksbühne gekommen? Ach ja, damit Jan Küveler gutes Theater erklärt: Das sein „nicht flächig“, sondern würde gleichsam „in sich“ gehen und aus „sich heraus“ kommen. Danke!