Eine Schicksalstragödie
Nürnbergs gefeierter Ballettchef Goyo Montero lässt keinen Zweifel daran, dass es kein Happy End für die Liebe von Julia und Romeo geben wird. Sein Ballett beginnt mit Shakespeares düsterem Prolog, der das tragische Ende prophezeit. Wie Montero seinem Don Juan Goethes Mephisto als diabolisch verführerischen Strippenzieher zur Seite gab, so ist es hier „Queen Mab", die düstere Schicksalsmacht, von Shakespeare durch Mercutio in poetischen Worten beschrieben. Immer präsent ist sie, arrangiert und bewegt die Personen wie Schachfiguren, umfängt schließlich die von tödlicher Trauer um Romeo getroffene Julia. In Prokofieffs Ballett hat sie eigentlich keinen Platz. Aber durch geschickte kleine Umstellungen und auch Streichungen nimmt die Tragödie ohne Umschweife, ohne einen Schimmer der Hoffnung ihren Lauf. Darauf deuten auch die von Beginn an schwarzen Kostüme sowohl der beiden rivalisierenden Familienclans als auch der Ballgäste. Nur die jungen Liebenden kommen ganz unbefangen und hell kostümiert daher. Dank der bestrickend unschuldsvollen Jugend des Paares, wie Montero sie choreografiert, wird die Tragödie so anrührend und glaubhaft.
Geradezu kindlich wirkt Sayaka Kado als Julia, ein argloser Naturbursche ist der Romeo Max Zachrissons- beide grandiose Tänzer von Monteros akrobatischer Finesse und zärtlicher Geschmeidigkeit. Natsu Sasaki spricht und tanzt Mab mit bewundernswerter Klarheit und unerbittlicher Hoheit der Allmächtigen. Leichtfüßig und voller Übermut kommt Saúl Vega mit keckem Hütchen und rotem Wams des Mercutio daher. Nur sehr kurz ist sein Todeskampf; immer bleibt der Fokus auf die Liebenden konzentriert. Einzige Einschränkung des positiven Eindrucks sind die Straßenszenen, die allzu stilisiert wirken - wohingegen das rituelle höfische Maskenfest als Totentanz wirkungsvoll erschauern lässt.
Die Staatsphilharmonie Nürnberg unter Guido Johannes Rumstadt klang vor allem im Blech sehr laut und grob. Dennoch ein eindrucksvoller Ballettabend.