Übrigens …

Arabella im Staatstheater Nürnberg

Es gibt einen „Richtigen" für die schöne Komtesse!

Die Opernwelt feiert in diesem Jahr den 150. Geburtstag von Richard Strauss, der am 11. Juni 1864 in München geboren wurde. In seiner bayerischen Heimat hatte nach der Frau ohne Schatten an der Bayerischen Staatsoper nun am Staatstheater Nürnberg die lyrische Komödie Arabella Premiere - und glänzt mit einem Sängerensemble, das mühelos mit den ganz großen Häusern Europas mithalten kann. Herb, distanziert und reif in der Ausstrahlung singt Ekaterina Godovanets die Titelpartie der Komtesse, die vom spielsüchtigen Vater an „irgendeinen" steinreichen Mann verheiratet werden soll, aber von dem für sie „Richtigen" träumt, berückend ebenmäßig im Timbre, mit großen Bögen, ausdrucksvoller Phrasierung und feinen Nuancen. Jochen Kupfer - wohl derzeit bester, deutscher Kavaliersbariton - wird diesem Traumbild als vornehm kultivierter Gutsherr Mandryka in jeder Hinsicht gerecht. Michaela Maria Mayer entzückt in der Rolle von Arabellas kleiner Schwester Zdenka, die als Junge Zdenko aufgezogen wird, durch quicklebendiges Spiel und jugendlich frischen Gesang. Arabellas Duette mit Mandryka und Zdenka bilden unbestreitbar die musikalischen Höhepunkte des Abends.

Andreas Baesler - in NRW bestens bekannt durch seine vielfache, handwerklich solide Regiearbeit und einfühlsame Personenführung - verlegt die Geschichte von 1860 ins Wien des „Fin de siècle", wo die Romantik bekanntlich nochmals zur Hochblüte gelangte. Harald B. Thor sorgt mit einer klaren, fast sachlichen und kühlen Raumgestaltung zwischen alten Fassaden und verkommenen Wänden dafür, dass Strauss-Hofmannsthals an Kitsch grenzende Romanze nicht überhandnimmt. Gabriele Heimanns Kostüme unterstreichen das Wiener Flair - wobei das graue Gouvernanten-Kleid der schönen, jungen Arabella im ersten Akt wohl eher eine Geschmacksverirrung darstellt. Randall Jakobsh verleiht dem verarmten Grafen Waldner die plump polternden Züge eines Rosenkavalier-Ochs auf Lerchenau. Roswitha Christina Müller ist das verhuschte, etwas schrill singende Mütterchen Adelaide der beiden jungen Damen. Dem Faschingsball, bei dem Arabella Abschied von ihrer Jungmädchenzeit und den vielen Verehrern nimmt, verleiht die Fiaker-Milli erotischen Pepp. Cornelia Götz überzeugt weit mehr mit ihren Beinschwüngen und koketten Kuschelposen denn mit den vertrackten Koloraturen. Martin Nyvall dagegen überzeugt als Arabellas abgewiesener Verehrer Matteo, den sich Zendka anlacht, mit samtigem lyrischen Tenor, und ist in der Darstellung kein Held. Reichlich laut ud grob lärmte das Orchester unter Gábor Káli - oder lag dieser Eindruck womöglich nur an der unvorteilhaften Akustik des Hauses? Ein lohnender Abend ist die Nürnberger "Arabella" jedoch allemal.