Übrigens …

Die Affäre Rue de Lourcine im Berlin, Deutsches Theater

Alles über Oscar

Ein seltsamer Typ ist dieser Oscar. Zerrissen und seiner eigenen Wahrnehmung nicht mehr sicher, taumelt er umher, irrt, sucht, teilt sich und findet neu.

Das verstörende bis groteske Stück Die Affäre Rue de Lourcine ist momentan am Deutschen Theater in Berlin zu sehen.

Es geht um eine Nacht voller Missverständnisse, Flimrisse und Trugschlüsse: die Frage „Wie sehr können wir uns selbst trauen”, scheint die Kernbotschaft zu sein. Der Text von Eugène Labiche - in der deutschen Übersetzung von Elfriede Jelinek - wird treffsicher mit viel Gespür für die Labilität der menschlichen Psyche inszeniert.

Beim Publikum kommt Oscar (facettenreich: Michael Goldberg) merkbar gut an, wie er nicht sicher ist, ob er beim Ehemaligentreffen jemanden „abgeschleppt" hat, denn hinter ihm schnarcht es auf einmal (in einer Doppelrolle: Felix Goeser). Dann ist in der Zeitung von einem Mord an einem jungen Mädchen zu lesen - alle Indizien deuten auf Oscar und seine Filmriss-Bekanntschaft. Doch was ist wahr?

Trotz aller psychischer Verstörungselemente gibt es bei der Affäre Rue de Lourcine einige Lacher im Premierenpublikum. Der Zugriff scheint zu gefallen; das schlichte wie intelligent gestaltete Bühnenbild ist ästhetisch und gibt den getriebenen Charakteren Raum, um ihre Spleens auszuleben. Ebenfalls super gut die Ehefrau von Oscar, die ihn ständig maßregelt und nicht merkt, was vor sich geht (gespielt von Anita Vulesica). In weiteren Rollen spielten überzeugend: Christoph Franken, Wiebke Mollenhauer, Camill Jammal.

„Eine Groteske über Erinnerungsnöte, Identitätskonfusionen, Wahrnehmungsstörungen, zeitliche Wirrungen und die realitätssiftende Gewalt der Einbildung", nennt das Deutsche Theater die Aufführung selbst. Da kommt viel zusammen - und am Ende bleibt viel unterhaltsame Verwirrung beim Zuschauer.