Übrigens …

Ein Käfig ging einen Vogel suchen im Berlin, Deutsches Theater

Charming Kafka

Der Erfinder der Matrix heißt Franz Kafka. „Ausweis einer Welt“ in der das „Verstehen an seine Grenzen“ käme, fasst das Deutsche Theater zum Text „Ein Käfig ging einen Vogel suchen“ zusammen. In dieser von Kafka gebauten Welt, die dieser zunächst als Gedanken auf Zettel notierte, ist das Absurde normal und das Normale absurd.

Hollywood-Schönling Keanu Reeves machte den Gedanken der „Matrix“ im Jahr 1999 zum kommerziellen Kino-Erfolg. Die Zuschauer wollten so sein wie Keanu: Unglaublich cool, wie er sich den Grenzen des Hier und Jetzt entgegen stellt.

Star-Regisseur Andreas Kriegenburg hat in seiner Interpretation der Realitätsverschiebungen auf Sonnenbrillen und Ledermäntel verzichtet. In der charmanten Kafka-Interpretation kommt der Matrix-Klon „Blumfeld“, wie bei Kafka angelegt, als Ausgeburt der Spießigkeit daher: Hornbrille, Seitenscheitel, Pullunder, Aktentasche (Kostüme: Andrea Schraad)!

In vier identischen Zimmern, die auf der Bühne des Deutschen Theaters attraktiv übereinander gestapelt sind (Bühne: ebenfalls Andreas Kriegenburg), darf Blumfeld in mehrfacher Ausfertigung ein- und ausgehen. An der Wand hängt Judy Garland und beäugt Blumfeld mit kritischem Blick, während der immer schneller durch die Tretmühle seines Lebens hetzt. Eindringlich, da mehrfach matrixmäßig gespiegelt, gefällt den Zuschauern dieses irre Realitäts-Rätsel, da es tragisch-komisch ist, wie Blumfeld doch so gerne etwas ändern würde, an seinem Leben, das denkbar eng ist.

Da tönt der Garland-Gassenhauer aus dem Off: „Somewhere Over the Rainbow“ - gibt es da, in diesem Traumland hinter dem Regenbogen, vielleicht diese Menschen, die Entscheidungen für ihr Leben treffen? Die sich nicht einengen lassen, ja, von was und wem eigentlich? Die keinen Pullunder tragen, sondern im Ledermantel zur Arbeit gehen? Die Mut haben, montags Seiten- und mittwochs Mittelscheitel zu tragen?

Am Deutschen Theater spielen stringent einheitlich und sich so in den Dienste des Textes stellend: Elias Arens, Laura Goldfarb, Moritz Grove, Bernd Moss, Jörg Pose, Lisa Quarg, Nele Rosetz, Natali Seelig.

Was bleibt? Das Leben scheint absurd und Kafka ein genialer Schriftsteller zu sein. Mit oder ohne Matrix.