Übrigens …

2 Uhr 14 im Berlin, Deutsches Theater

Jung und ausgebrannt

Und am Ende sind sie alle tot. Oder waren sie das nicht schon die ganze Zeit, die Protagonisten in „2 Uhr 14“? Hat theater:pur da nun schon dem Drama jede Dramatik genommen?

Nein, denn Ende hin, Ende her, der Text des in Montreal lebenden Autors David Paquet entwickelt sich nicht aus durchsichtigen Pointen oder einem an der Wäscheleine konzipierten Spannungsbogen (manche Schriftsteller arbeiten so): Die Innenwelt der Figuren kommt rüber, ganz so, wie es das Deutsche Theater in Berlin unter der Überschrift „Junges Deutsches Theater“ zum 1978 geborenen Schriftsteller oder vielmehr seinem Text verspricht.

Aufgeführt in der „Box“, überzeugte das mit einfachen Mitteln, aber intensiver schauspielerischer Leistung auf die Beine gestellte Stück die Premierenbesucher.

Da ist der Lehrer, den seine Schüler ekeln, denn diese riechen unangenehm (wenn sie klein sind) oder haben feuerrote Pickel, die ihn optisch terrorisieren (wenn sie größer werden, die Kinder!). Irgendwann bricht es aus ihm heraus: Könnt Ihr sie nicht ausdrücken (die Pickel), mit Salbe bearbeiten oder überschminken? Die gängige Diagnose ist da mindestens ein halbes Jahr Krankschreibung: Burnout, Depression für einen Lehrer mit akuter Schüler-Phobie. Ein Mensch am Ende?

Da ist der uncoole Junge, mit dem keiner spielen will; der sich einen Stock sucht, eine Sonnenbrille aufsetzt, um als Blinder durchzugehen, um ein bisschen Hilfe und Zuneigung an der Oberfläche der menschlichen Gleichgültigkeit abzukratzen. Da kommt das noch uncoolere Mädchen daher und erkennt ihn nicht, den Jungen, mit dem sie in der Pause nicht sprechen will, sondern hilft ihm an der Ampel. Zwei Menschen am Anfang?

Regisseur Kristo Sagor führt die Schauspieler Judith Hofmann, Jens Schäfer, Katharina Anchalie Schulz, Franz Jährling, Celia Bähr und Maximilian Paier (alle samt zeigen tiefe Charakterzeichnung und sind mit Gespür besetzt) mit Präzision durch das dichte Psychogramm des Alltags.

Ein teilweise spröder, teilweise brillanter Text von David Paquet, den es lohnt, in dieser darstellerischen Form zu sehen.