Übrigens …

Macbeth im Berlin, Deutsches Theater

Macbeth, der Ausweglose

„Hey, was bist Du für ein Arsch****??“ möchte man diesem Macbeth entgegen brüllen, wenn er im Deutschen Theater auf der Bühne steht: Karrierist, Emporkömmling oder herrschaftsgeil würde man ihn heute wohl nennen!

William Shakespeare hat in seinem Drama entlang von historischen Fakten den Aufstieg des Heerführers Macbeth zum König von Schottland gezeichnet. Zum Saisonende in Berlin hat sich theater:pur die letzte Vorstellung dieses Theaterklassikers angesehen und sich ein paar grundlegende Gedanken zum Stück gemacht:

Wer Englisch-Leistungskurs in der Schule hatte, wird es spätestens da gelesen haben, das ultimative Lehrstück über Intrigen, Mord und Macht: Macbeth!

Der dichte Text ist dramaturgisch faszinierend gesponnen, so dass es einiges auszuwerten gibt, rund um Rhythmik und Form, zudem lässt sich nebenbei viel lernen zu Land und Geschichte der schottischen Spezialkultur. Das alles hat das Deutsche Theater weggelassen und sich ganz auf die Charakterzeichnung des unsympathischen Helden konzentriert.

Da passt es, dass das Bühnenbild spiegelbildlich als Tunnel angelegt ist: In diesen schaut der Zuschauer und aus diesem kriechen Macbeth und seine Stiefellecker mit dem Dolch im Gewande. In diesem Tunnel sind sie alle gleichermaßen eingetrichtert, weil wechselseitig verbandelt. Denn nach oben treibt sein Charakter den hintergründig ehrgeizig gezeichneten Macbeth! Macht, sie zieht Menschen an und stößt sie ab zugleich. Dieser psychologische Zusammenhang hilft Macbeth in die Schuhe, wenn er König von Schottland werden will, und das Spiel lässt ihn letztlich elendig enden. Schicksal nennen einige schlaue Köpfe diese Spirale.

Da ist es dann weniger das Licht am Ende des Tunnels, sondern vielmehr das schwarze Loch, das den machtgeilen Macbeth manipuliert, weil er die Welt um sich herum nicht sieht. Seine Egozentrik knallt am Deutschen Theater.

Klar, da darf Theater so richtig Theater sein, wenn Macbeth von Ulrich Matthes zum Erstplatzierten eines Rhetorikseminars stilisiert wird; klar ist es ritualisierte Dramenkunst, wenn sich die Wellen der politischen Intrigen zusammenknäulen, wie ein Sturm an der schottischen Küste das Wasser hoch branden lässt.

Mir hat diese überzeugende Inszenierung von Tilmann Köhler jedenfalls ausgezeichnet gefallen. Was bleibt unserem Theater-Magazin da zum Saisonende mehr zu wünschen außer neuen und vielfältigen Inszenierungen in Berlin in der dann neuen Spielzeit.