Armide im Staatstheater Nürnberg

Zickenkrieg im Zauberreich

So klappt „große Oper für kleine Leute“: man nehme ein Dutzend sehr junge Sänger und Instrumentalisten, eingängige Musik mit ein paar Ohrwürmern, ein witzig formuliertes, für heutige Leutchen aufgemotztes Märchen und ein kleines Theater, wo die Zuschauer fast auf Tuchfühlung mit der Bühne sitzen und sich nur allzu gern verzaubern - will sagen: live unterhalten lassen.

Die beiden ehemaligen Gelsenkirchener Dramaturgen Wiebke Hetmanek und Johann Casimir Eule bastelten vor Jahren eine witzige Zauberei zu Kapellmeister Samuel Bächlis Arrangement von Musiknummern aus den Gluck-Opern Armide und Die Pilger von Mekka. In Gelsenkirchen nie realisiert, geht die exzellent gelungene Kinderoper nun bereits in der zweiten Saison über die Bühne der Kammerspiele am Staatstheater Nürnberg.

Zauberin Armide, Fee Lully und Wurzelzwerg Willibald hausen im Wald, in den sich Teenager Christoph verirrt. Dass dessen Freundin Marianne ihn dort auf ihrer verzweifelten Suche nicht finden kann, ist kaum verwunderlich: Armide hat ihn - wie fast alle und alles im Wald - in ein Schwein verzaubert. So lamentiert das Mädchen auf die vor allem durch Glucks Orpheus-Oper berühmt gewordene Arie Ach, ich fühl' mich so alleine - um mich 'rum nichts als Schweine. Derlei Respektlosigkeiten gegenüber einem Geniestreich barocker Musik macht diese Kinderoper so liebenswert und auch für große Leute zum kleinen Theatervergnügen. Ebenso begeisternd aber ist die gelungene Kooperation des Internationalen Opernstudios und der Orchesterakademie mit der Hochschule für Musik Nürnberg. Großes Plus: die kammermusikalische Instrumentalbesetzung sitzt gut sichtbar für die Kinder direkt neben der Bühne.