Monade im Staatstheater Nürnberg

Barock - heiter und ernst

Wenn ein großes deutsches Theater wenige Wochen nach der Premiere einer Produktion bereits Zusatzvorstellungen außer der Reihe anbietet, muss die Publikumsnachfrage außergewöhnlich sein. Tatsächlich ist die Bewunderung der Zuschauer für den zweiteiligen Ballettabend Monade (Einheit, Seele) derart, dass die von uns besuchte, nahezu ausverkaufte Vorstellung im Staatstheater Nürnberg mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen für die Tänzer und Musiker endete.

Ohne Aufdringlichkeit wollte Ballettchef Goyo Montero sein neues Werk seinem kürzlich verstorbenen Vater widmen. Die musikalische Grundlage sollte Bachs sakrales Kantaten-Werk bilden. Anders als etwa John Neumeier, der seine Bach-Ballette (Matthäus-Passion, Magnificat) in der Hamburger Michaeliskirche zur Uraufführung brachte, entschied sich der Spanier für eine schlichte Kurzchoreografie auf der Theaterbühne, auf die sich eine Hallenkirche herabsenkt zu dem Choral aus der Kantate Nun komm, der Heiden Heiland, von einheitlich schwarz gekleideter Compagnie und dem Opernchor als miteinander verwobener Gruppe zelebriert. Kurze Soli (gesungen von Choristen) und Chöre aus acht Kantaten und Motetten reihen sich aneinander zu einem 40-minütigen Gedenken, endend mit dem Tenor- und Tanzsolo Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an, das in eine ähnliche Aufstellung des gesamten Ensembles mündet wie zu Beginn. Gerade jetzt in der Passionszeit reicht der tiefe Eindruck dieses eindrücklichen abstrakten Chor-Balletts weit über Monteros persönliches Motiv hinaus.

Als Auftakt hatte der Nürnberger Ballettchef ein vorzüglich stimmiges Tanzstück von Mauro Bigonzetti gewählt, Antiche Danze auf Ottorino Respighis gleichnamige Komposition. Wie die Musik barocke Klänge für höfische Tänze mit moderneren Akzenten als (fast noch) „heutig“ ausweist, deutet der Italiener auch in den Kostümen barocker Mädchen und Männer aus dem Volk, die sich zu barocken Gruppierungen formieren, die beiden zeitlichen Ebenen an - und gibt sich, sonst so gern ein Spaßmacher, bis auf die über Kopf gestülpten Reifröcke der Mädchen zu Beginn, ungewohnt dezent.

Auch für Musikliebhaber ist dieser Tanzabend, vorzüglich schlank begleitet von der Staatsphilharmonie unter dem Kirchenmusiker Esteban Dominguez-Gonzalvo (Choreinstudierung: Tarmo Vaask) ein Erlebnis. Dass Goyo Montero mit seiner Compagnie in Nürnberg bleiben wird, wenn zur nächsten Saison Jens Daniel Herzog (jetzt Dortmund) neuer Intendant in Franken wird, begrüßt das Publikum sehr.