Übrigens …

Rom - Anfang und Ende einer Republik im Berlin, Deutsches Theater

Macht in Lederhosen

„Die Mütter sind schuld“, sagt jemand nach der Premiere von Rom - Anfang und Ende einer Republik am Deutschen Theater.

Faktencheck:

Regisseurin Karin Henkel zieht in Rom - Anfang und Ende einer Republik die Geschichte der Macht zwar nicht durch den Kakao, aber schafft es, in der Überspitzung der Rollenbilder vor Augen zu führen, wie ätzend das alles eigentlich ist, wenn Menschen sich über andere stellen. Und klar, irgendwie stimmt es dann, mit diesen Muttersöhnchen, die die Welt mit ihren Komplexen drangsalieren.

Drei Teile gestalten den Abend. Von Düffel hat die Shakespeare-Dramen Coriolan, Julius Cäsar und Antonius und Kleopatra auf die jeweilige Quintessenz eingedampft. Der starrsinnige Coriolan (gespielt von Michael Goldberg, der in einer Doppelrolle auch den Julius Cäsar als Power-Typen gibt), ist gesteuert von der manipulativen Mutter, die Henkel - gelungener Kunstgriff - in drei Charakteren auftreten lässt: Kate Strong, Anita Vulesica und Bernd Moss starten richtig durch mit ihrer Mama-Psychoshow. Da hätte sich Hitchcock für seinen Gassenhauer Psycho noch eine Scheibe abschneiden können.

Die Trilogie zeigt auf, wie sehr die Menschen nach den starken Männern suchen, die sie in den Untergang jagen. Denn die Untertanen sind willfährige Erfüllungsgehilfen der Machos in Lederhosen - das arbeiten Henkel und von Düffel sorgfältig heraus. Attraktiv kommen die Schauspieler in Zeitgeist-Klamotten daher, die Tabea Braun und Sophie Leypold mit Gespür für die optische Darstellung von Macht zusammengestellt haben.

Manchmal nervt der anklagende Ton und manchmal könnte Henkel die Schauspielerinnen und Schauspieler zu mehr Zwischentönen motiviert haben, denn auf Dauer mutiert die Geschichte zum Einheitsbrei mit Gefahr zum Eindämmern. Da hätte die wirklich gute musikalische Unterstützung von Lars Wittershagen ruhig offensiver eingesetzt werden können.

Aber „Hätte, hätte“ - das Deutsche Theater, immer gut für stimmige Inszenierungen, hat einen überzeugenden Abend auf die Beine gestellt, zu dem auch das überwiegend schlichte und moderne Bühnenbild seinen Beitrag leistet. Der Beifall blieb verhalten. Warum? Vielleicht haben wir alle keinen Bock mehr auf die Cäsars dieser Welt.

Ein Glück, dass das Deutsche Theater mit Kicker und DJ für alle Längergebliebenen das geeignete Entspannungsprogramm für die Premierenfeier vorhält.