Vier Tage in der Box
Klar, über das Thema „Protest“ einmal näher nachzudenken, sollte in der kleinen „Box“ im Deutschen Theater kein Omen für eine halbherzige Auseinandersetzung sein. „Das Projekt von Gernot Grünewald und Ensemble“ setzt sich nun mit dem „Erhalt eines Systems“ auseinander, das von Trump, Erdogan und Putin abhinge, so das Wording der Spielstätte. Und so jedenfalls setzt es Gernot Grünewald in Szene, indem er die jungen Schauspieler in ein stressiges Szenario aus Visuals mit den bekannten Lenkern unserer heutigen Welt setzt. Da wird gestritten, über den Kapitalismus debattiert und auf die Barrikaden gegangen.
Klar, Ungerechtigkeit regiert die Welt, und was soll man dagegen tun, wenn aus Sicht kritischer, junger Theatermacher Merkel und Co. nicht die richtigen Antworten für die Herausforderungen der modernen Welt haben? Zum Beispiel Theater machen.
Das gelingt in der Box, wo die Schauspieler ganz nah am Publikum spielen und die Worte teils drängend, teils mit Witz vorgetragen werden, durchaus ansehnlich. Die politischen Theorien vom „Leviathan“ bis Milton Friedman werden mit Verve dahingeschmettert und mit vollem Körpereinsatz dem Zynismus entgegengetreten.
Im Mittelpunkt steht die Frage „Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?“ – und richtig interessant wird es eigentlich, wenn die Macherinnen und Macher des Abends die Diskussion mit dem Publikum suchen. Hier wird klar: In den kritischen Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer hat sich einiges aufgestaut. Man ist unzufrieden mit der Demokratie, der sozialen Marktwirtschaft und viel Verständnis wird gezeigt für Menschen, die in Apple-Stores stürmen und sich das neueste I-Phone greifen.
Dabei bleiben vielleicht die Zwischentöne ein wenig im Hintergrund. Das Stimmungsbild jedoch ist eindeutig: Das jetzige Establishment hat ausgedient. Ob dieser Abend den Systemwechsel einleitet? Hingegen eher fraglich. Dazu fehlen dann doch die Argumente.