Übrigens …

Champignol wider Willen im Schaubühne Berlin

Posse mit Schwierigkeiten

Ja, wen oder was soll man an diesem Abend eigentlich ernst nehmen? Die Inszenierung von Herbert Fritsch taugt sicherlich für reichlich Lacher und vielleicht sogar den einen oder anderen Schenkelklopfer, doch geht das Ganze über die Ebene der Unterhaltung hinaus? Wahrscheinlich nicht. Finden wir’s schlimm? Wohl auch nicht.

Herbert Fritsch hat sein Unterhaltungskonzept schon länger gefunden: Selbiges besteht aus plakativen Bildern, Pop-Art-Elementen mit historischem Farbputz (lustige Perücken, u.a.) und allgemeiner Larmoyanz gegenüber Zeitgeist und gesellschaftlich aktuellen Fragestellungen. Welt ändere Dich, Fritsch bleibe Dir und Deiner Regieanweisung treu. Viele mögen das, einige sind berechtigterweise auch mal einen Augenblick gelangweilt.

"‘Nehmen Sie unseren Rat an und verbrennen Sie es“, sollen die Direktoren des Théâtre du Palais-Royal gesagt haben, als ihnen Georges Feydeau 1892 seine Farce „Champignol wider Willen‘, angeboten hat. Für dieses harsche Urteil sprechen einige gute Gründe: „Verwechslungskomödien um betrogene Ehemänner sind fast so zahlreich wie der Sand am Meer.“, schreibt der Kritiker des Magazins „Freitag“ zu der neuen Inszenierung Champignol wider Willen“ . Gut, das alleine ist keine Kritik, muss man dem Kritiker zurückrufen, denn nur deshalb etwas zu kritisieren, weil schon viele andere als Feydeau über betrogene Ehemänner geschrieben haben, ist eigentlich Blödsinn.

Bastian Reiber, der den Saint Florimond gibt, gerät in eine Zwickmühle: Er hat mit der Frau (Ursina Lardi) des Malers Champignol (Florian Anderer) angebandelt, doch die bandelt nur aus Jux mit dem armen Typen an.

Auf der Bühne der Schaubühne stolpern die Schauspielerinnen und Schauspieler von einem Fettnapf in den anderen. Da wird in den Jahrhundertwende-Kostümen (Outfits: Victoria Behr) geflirtet und geturtelt, es wird geschunkelt und geschwankt, die Schauspielerinnen und Schauspieler formieren sich zu Gruppen und kleinen Tanzeinheiten.

Klar kann man die Frage stellen, warum ein Autor schreiben muss über gehörnte Ehemänner und leidende Liebhaber? So ganz genau muss man fairerweise sagen, erschließt sich einem das Ganze auch nicht an diesem Abend, denn zwar wird viel getuschelt und gelacht, aber als Antwort auf moderne Beziehungen und Romantik als individuelle Antwort auf das Sein taugt auch der souveräne Zugriff von Fritsch auf Feydeaus Beinahe-Mülleimer-Stück an diesem Abend nicht.