Übrigens …

Was haben wir gelacht im Berlin, Deutsches Theater

Dichte Kriegsverarbeitung

Über was darf man lachen? Über das Dritte Reich schon mal nicht! Auch Donald Trump und die AfD erträgt man zwar nur mit Humor - aber darüber einen Witz machen? Dazu ist die Sache doch zu ernst.

Theater:pur will die gelungene Inszenierung Was haben wir gelacht des Deutschen Theaters im bunkerartigen „Verwalterhaus“ auf dem Berliner Alter Friedhof St. Marien-St. Nikolai nicht infrage stellen, aber es scheint generell ein Unterschied zu sein, ob Betroffene eines Ereignisses Humor benutzen, um besser damit umgehen zu können, oder Menschen, die nur indirekt damit zu tun hatten. Holocaust-Betroffene dürfen schon mal sarkastisch über das Erlebte sprechen, aber andere halt nicht, auch wenn diese vielleicht auch bedrückt durch das Gesehene oder Erzählte sind, und Sarkasmus oder Ironie als Katalysator nutzen.

Maja Ze?o und Ina Arnautali? sind zwei in Berlin lebende Künstlerinnen, die den Krieg in Bosnien und Herzegowina (1992-95) miterlebt haben und zu Flüchtlingen wurden, erklärt das Deutsche Theater zu Was haben wir gelacht: „Immer, wenn sie ihren Freund*innen in Deutschland lustige Kriegsanekdoten ihrer Kindheit erzählen, ist ein Unbehagen zu spüren - als würde zum Mitlachen eine Erlaubnis benötigt.“

Das Unbehagen im Verwalterhaus ist greifbar, wenn die Besucher*innen durch die dunklen Räume und Flure geleitet werden, immer wieder sich inmitten der Szenerie des Geschehens wiederfinden und so die Grenze zwischen Schauspiel und Realität verwischt wird. Die Erzählstruktur ist verwirrend, sprunghaft.

Und die Warnhinweise, welche die Macher*innen aussprechen, haben es in sich, da wird vor dem „Einsatz von sehr lauten Geräuschen und Sounds und flackerndem Licht“ ebenso gewarnt wie vor den Themen „Krieg und Tod“ und: „Es kommt zu Dunkelheit in einzelnen Szenen. Stellenweise wird es vollständig dunkel sein. Der Spielort ist ein altes Verwalterhaus eines Friedhofs. Klaustrophobische Ängste können auftreten!“

Herrje, als nächstes könnten Theaterinszenierungen auch noch gesellschaftliche Relevanz besitzen oder der geneigte Zuschauer könnte auf die Idee kommen, über Krieg und Gewalt nachzudenken, nur aufgrund von Kunst.

Kleiner Scherz!

Was haben wir gelacht ist eine in sich stimmige und aufwändig gemachte Auseinandersetzung mit Krieg und individueller, psychologischer Traumatisierung. Sicherlich bedrückend und bewegend, aber im sicheren Raum der Kunst - so sollte das ja auch sein.