Übrigens …

Im Spiegelsaal im Berlin, Deutsches Theater

Schön wie Kylie Jenner!

Es ist immer wieder toll, was die Reihe Junges Deutsches Theater regelmäßig auf die Beine stellt. Die jungen Autor*innen und Schauspieler*innen zeigen Gespür für Zeitgeist und die Tonalität ihrer Generation.

Nun also Im Spiegelsaal nach einer „Graphic Novel“ von Liv Strömquist in einer Fassung von Katharina Bill und Christiane Lehmann. Fünf Schwestern, in Anlehnung an die Kardashian-Familie, schlüpfen entlang des Themas Schönheit in unterschiedliche Rollen; dann erweitert sich das Figuren- und Themenrepertoire immer mehr, je tiefer sich das Stück inhaltlich entwickelt.

Das ist unheimlich witzig, wenn die Girls (alle charismatisch-ausdrucksstark: Alissa Albrecht, Hedda Erlebach, Malak Khamis, Talina Mancke, Michelle Pescht, Zalina Sanchez, Sina Skotarzack) sich Gedanken darüber machen, warum Frauen wie Kylie Jenner aussehen wollen?

Der Mensch begehrt das, was andere Menschen begehren“, wird der Philosoph René Girard zitiert. Klar doch, dass junge Mädels das schön finden, wo die meisten „Likes“ landen, nämlich auf der Instagram-Seite von Kylie Jenner. Die junge Frau hat sich mittels Fillern und Fettunterspritzungen voluminöse Lippen und einen großen Po zaubern lassen. Heute gilt als „schön“, was die größtmögliche Aufmerksamkeit in den Sozialen Medien generiert.

Die Überlegungen innerhalb des Textes sind interessant und durchaus tiefgründig, wenn am Beispiel historischen Frauenfiguren wie Marilyn Monroe oder Sissi Einblicke in den Zeitgeist und Schönheitsideale vergangener Zeiten gewährt werden.

Das Zusammenspiel der Schauspielerinnen wirkt trotz der jungen Jahre bereits differenziert und ausgewogen. Eine tolle Inszenierung für alle, die dem Schönheits-Zeitgeist auf die Spur kommen wollen. Und theater:pur freut sich, dass die Schauspielerinnen trotz Vorbildern wie Kylie Jenner autonom und authentisch wirken: Umso schöner also!