Übrigens …

Il barbiere di Siviglia im Theater Heidelberg

Surreale Sujets

Was treiben Eis-und Braunbär, Haifisch und Flamingo plus Schildkröte nach Sevilla? Nun, vielleicht hat der dortige Zoo ein Artenschutzprogramm aufgelegt, oder der Klimawandel hat massiv zugeschlagen, sodass die Menagerie sich heimisch fühlt. Vielleicht aber ist es auch purer Nonsens, durch den Regisseurin Inga Levant am Heidelberger Theater eine in sich absurde Handlung in Rossinis Il barbiere di Siviglia decouvrieren, ja sogar dekonstruieren will? Auch dass der Barbier und die durchaus resolute Rosina sich als Klempner versuchen, passt in dieses Schema, reden wir doch derzeit alle von Wärmepumpen, die wiederum auch in dieser Neuproduktion nicht lieferbar waren.

Wie dem auch sei, Inga Levant entwickelt ein heiter-komödiantisches Treiben mit witzigen Kostümen und absurden Szenen. Es geht nicht um Handlung, sondern um surreale Aktionen. So schwebt der Barbier zu seiner Auftrittsarie mit einem Raketenflieger von oben, das wäre zweifellos hinnehmbar, wenn Ip?a Ramanovi? seinen Bariton so geschmeidig wie gewohnt einsetzen würde und vor allem trennscharfe Koloraturen angeboten hätte. Ähnliches gilt für die Figur des Almaviva, wenn João Terleira seinen Tenor in den Mittellagen samten führt, in der Höhe aber deutliche Schwächen zeigt. Auch die Rosina von Katarina Morfa changiert zwischen Sanglichkeit und Parodie, sicherlich durch die Konzentration aufs Spiel den Regie-Vorgaben geschuldet. Toll in Spiel und Stimme Stefan Stoll als Doktor Bartolo und Wilfried Staber als Musiklehrer Basilio.

Schön ist die Bühne mit baulichen Assoziationen, gemalt in Miro-Manier. Später irren dann die Figuren zwischen schräg gestellten Quadern einher, denn sie wissen nicht, was sie tun (sollen) während ihrer Reise durch Absurdistan.

Gut gefällt der von Michael Pichler einstudierte Chor, nicht ganz so gut das Philharmonische Orchester, denn Dirigent Paul Taubitz verdreht lautstarke Akzentuierung ins Lärmige und deutet Schmiss ohne Schliff. Die Raffinesse und Eleganz in Rossinis Meisterwerk kommen dabei ein wenig zu kurz. Sei's drum, das Premierenpublikum feierte seine Lieblinge und labte sich anschließend an Wiener Würstchen.