Suche nach der Utopie
Wer will es Menschen verdenken, nicht arbeiten zu wollen? Der Mindestlohn könnte durchaus höher sein, viele Jobs sind an Langeweile kaum zu überbieten, und wer so manchen Chef wagt zu kritisieren, kann sich gleich nach der nächsten Arbeitsstelle umschauen.
Der Reservist ist die Geschichte eines Mannes, der sich nicht zugehörig fühlt. Ein Mann, der seinen Platz nicht findet, der keine Arbeit hat, dem man aber erklärt, dass er eine Arbeit finden muss. Ein durchaus bekanntes Sujet also, dass das Berliner „Theater unterm Dach“ setzt. Thorsten Hierse überzeugt als larmoyanter Typ, der nach Worten sucht, um die Deutungshoheit über die Interpretation seines Lebens zu behalten. Helge Gutbrod sitzt im Spießeroutfit im Jobcenter und steuert wohlfeile Statements bei.
Der Reservist müsse sich schließlich in ein „paradoxes System fügen, das Arbeitslosigkeit nicht duldet und dennoch darauf angewiesen ist“. Das stimmt insofern, als dass viele Menschen, die im Jobcenter Anträge kontrollieren, diese Jobs nicht hätten, wenn Vater Staat den Bürger*innen zum einen nicht durchs Schlüsselloch schauen und zum anderen versuchen würde, die Arbeitslosenstatistik nach unten zu drücken.
Über Sinn und Sinnhaftigkeit vieler Jobs in unserer Gesellschaft kann insofern mit Berechtigung gestritten werden. Der Reservist steuert hier sicherlich den einen oder anderen Gedanken bei, auch wenn die Abarbeitung an der Arbeitswelt sicherlich nicht neu erfunden wird.
Das „bedingungslose Grundeinkommen“ könnte eine Alternative zum jetzigen Flickenteppich der modernen Arbeitsgesellschaft sein. Auch wenn dann viel Stoff für Theaterstücke entfallen würde.