Gefangen in Rollenerwartungen
Es ist ein psychisch dichter Stoff, den Tennessee Williams mit Die Katze auf dem heißen Blechdach zu Papier gebracht hat. Verkürzt gesagt geht es um eine Ehe, in der kein Sex stattfindet. Die Frau leidet, der Mann ist schwul und trinkt.
Irgendwie bedrückend, gerade wenn man die Verfilmung von 1958 mit der fulminanten Liz Taylor und Paul Newman kennt, denn in der Verfilmung von Richards Brooks wird die latente Aggressivität, die „Brick“ seiner Ehefrau „Maggie“ entgegenbringt durch Newmans doppelbödiges, irrlichterndes, böses Spiel auf die Spitze getrieben. Und „die Taylor“ bringt ihre geballte weibliche Sexualität geradezu brachial ein.
Taylor und Newman, große Vorbilder, an denen sich Lorena Handschin und Jeremy Mockridge messen müssen. Mockridge kommt an Newman nicht heran, dazu wirkt er in der Rolle des Bricks am Deutschen Theater zu lieb, zu brav, zu nett. Handschin gibt der Maggie durchaus Schärfe und Selbstbewusstsein, wenn sie um die Liebe ihres Mannes kämpft, ihn verteidigt und selbst zum Opfer einer dysfunktionalen Familienstruktur wird, innerhalb derer sie als Frau ohne Kinder massivem Spott ausgesetzt ist. Bitterböse, wie Williams in seinem Text Kindern Gehässigkeiten in den Mund legt und das weibliche Rollenbild der USA der 50er Jahre intelligent herausarbeitet.
In der Inszenierung von Anne Lenk stehen Williams' Charaktere vor einer gänzlich kahlen Bühne. Nichts setzt sich den scharfen Dialogen und den psychologischen Spielen entgegen. Die Bühne hat Judith Oswald intelligent gesetzt.
Intensiv spielt vor der schlichten Kulisse dann Ulrich Matthes als „Big Daddy“ auf – die Vater-Sohn-Gespräche entspinnen einen intensiven Drive und gehen ans Herz. Eine in sich stimmige Interpretation der Katze auf dem heißen Blechdach.