Übrigens …

Macbeth im Theater Heidelberg

Stilisierter Blick auf das Geschehen

Was fällt auf in der Heidelberger Neuinszenierung von Verdis düsterer Oper Macbeth? Zweierlei, denn Regisseur Ingo Kerkhof verzichtet auf Bühnenplunder und schärft mit stilsicherer Reduktion von Personenführung und Handlung-Signaturen den Blick auf eine düstere Geschichte voller Mord und Wahn. Zum anderen gab der neue Heidelberger Generalmusikdirektor Mino Marani einen überzeugenden Einstand als Operndirigent. Marani „kann“ Verdi, sein Dirigat ist pointiert, er verliert sich nicht in gewaltsamer Orchester-Geste, sondern strukturiert instinktsicher die musikalischen Szenen zwischen Intimität und aufwölbender Geste. Auch die Sängerführung glückt ihm überwiegend tadellos. Das Philharmonische Orchester folgt ihm dabei ebenso entschlossen wie klanglich präsent.

Kerkhofs Inszenierung gefällt in der Ausnutzung des schlicht-raffiniert gestalteten Bühnenraums. Schräge, semitransparente Wände, die sich auch für Schattenspiele eignen, mit denen sich Figuren schemenhaft doppeln können, und ihre gespaltenen Seelenzustände erkennen. Ein düsteres Szenario, zu dem auch die Kostümierung mit dunklen Straßenanzügen beiträgt. „Wald“ als Versteckspiel wie in so manchen Inszenierungen gibt es hier nicht, einzig Macbeth zerrt mal ein armseliges Äste-Fragment aus dem Nichts hervor. Alles in allem eine Produktion, die sich Konfektionierung deutlich verweigert und imaginativ auf das hellauf begeisterte Premierenpublikum wirkt.

Gesungen wurde gut bis prächtig. Allen voran Signe Heiberg, neu im Ensemble, zuvor in Lüneburg und Bremerhaven tätig. Ihren dramatischen Sopran befeuert sie mit Dynamit, was anfangs in den Spitzentönen etwas gewaltsam gewirkt haben mag, aber sie stellt sich auf die räumlichen Gegebenheiten ein und liefert eine, auch darstellerisch fabelhafte Partie ab, einschließlich samtener Lyrismen. Ihr zur Seite James Homann als Macbeth, der mit seinem zu Farben und signifikantem Ausdruck fähigen Bariton diese Figur mit vielen Facetten ausstattet. In mittleren Partien sind vor allem Wilfried Staber (Banquo) und Jaesung Kim (Macduff) hervorzuheben. Der stabil-kraftvolle Chor rundete den erfreulichen Abend ab.