Ein bisschen Spott dürfte sein
Wer gräbt, der findet - nach diesem Lehrsatz versenken Archäologen ihre Spaten in die Erde. Doch zwischen finden und fündig werden bestehen zuweilen Unterschiede. Dieser Erkenntnis muss sich auch das Theater Heidelberg stellen, wenn die Premiere der Oper Adonis zur Eröffnung des Barockfestivals Winter in Schwetzingen doch gemischte Begeisterung auslöste. Zu dünn und uniform ist die konfektionierte Kompositionskunst von Johann Sigismund Kusser, dessen Werk voller Göttinnen und Götter 1699 in Stuttgart uraufgeführt worden war.
Es ist angerichtet im charmanten Rokokotheater. Imaginiert wird eine Bühne zwischen Arkadien und Schlossgarten; die Menschen in Kleidung von heute schieben eine Gartenliege umher, ein Sonnenschirm wird auf- und zugeklappt. Das könnte ein heiteres Sommermärchen im nahenden Winter werden. Auch das Philharmonische Orchester Heidelberg einschließlich opulent besetzter Continuo-Gruppe ist unter Leitung des Spezialisten Jörg Halubek gut und griffig drauf. Doch die Inszenierung von Guillermo Amaya lässt während der drei Stunden einen dramaturgischen Bogen vermissen, der einer Musik, die eher schematisch um sich selbst kreist, zu attraktivem Bühnenleben verhelfen könnte. Klar, die Figuren gehen von links nach rechts und umgekehrt; häufiges Stühlerücken, Haushaltsleiter und Spind sind auflockernde Accessoires, derweil Vulcanus zwischendurch drauflos hämmert. Denn Cupido mit dem Bogen hat seine Pfeile längst verschossen. Nun gut, vielleicht hätte eine textliche Neufassung in Richtung Satire dem Werk mehr Biss geben können.
In der siebenköpfigen Solistenschar gefallen besonders Theresa Immerz mit sehr angenehmem Sopran-Timbre als Venus und Jonas Müller mit sauber geführtem Tenod in der Titelfigur des Adonis. Ihnen zugesellt Joao Terleira (Cupido), Rémy Brès-Feuillet (Apoll), Sreten Manojiovi? (Vulcanus), Indre Pelakauskaite (Daphne) und Zuzana Petrasová (Pallas), die in den Ensembles gut harmonierten.
Ende gut, alles gut, und in einem Jahr gibt es eine neue Ausgrabung.