Das Genre nimmt sich auf die Schippe
Sie wollen nur spielen? Nein, der Gesang kommt nicht zu kurz in der Opern-Comedy Mein Schwein pfeift Mozart, mit der Intendant Holger Schultze im Alten Saal des Theaters Heidelberg das Publikum zum Schmunzeln und fröhlichem Lachen bringt. Denn für Kurzweil mit Niveau ist gesorgt, wenn fünf Ensemble-Mitglieder sich die Bälle zuwerfen. Es ist gewiss nicht despektierlich gemeint, wenn man die Kammersänger Winfrid Mikus (Tenor) und Wilfried Staber (Bass) als alte Bühnen-Haudegen bezeichnet, so vielfältig und immer präsent haben sie sich über viele Jahre dem Publikum eingeprägt. Auch Bariton Ipca Ramanovic ist seit Jahren geschätztes Ensemblemitglied und darf zur Belohnung Wagners „Abendstern“ singen, wenn schon nicht der komplette Tannhäuser im Repertoire auftaucht. Auch die Frauen der Schöpfung überzeugen: Mezzo Elisabeth Wrede unter anderem durch ihr Spiel-Talent und Neuzugang Signe Heiberg (Sopran), die derzeit als Lady Macbeth einen grandiosen Einstand am Haus feierte.
Gemeinsam sind sie stark in ihrem munteren Streifzug durch die Operngeschichte und mit dem Blick hinter die Kulissen. Ein Triangelspieler bedauert sein Schicksal, wollte er doch eigentlich ein großer Virtuose werden. Und Kreislers Spott über die Musikkritiker kommt immer gut an, rümpfen doch Leser und Künstler gerne die Nase über die „Schreiberlinge“, rennen aber morgens begierig zum Briefkasten, um sich dann über das geschätzte Blatt aufzuregen... So ist die Welt; in neuen Texten zu geläufigen Songs (auch aus der Welt des Musicals) wird ein Panoptikum zwischen Panik und Humor beschrieben, welches das Chaos an der Theaterkasse ebenso einschließt, wie einen musikalischen „Insalata Italiana“ oder die „Mambo-Queen“ frei nach Mozart, zu der Marcos Padotzke, über den Abend der agile Mann am Klavier, das passgenaue Arrangement verfertigt hat.
Kurzum: Schultze und sein Ensemble haben wieder einen Treffer gelandet, mindestens neun von zehn möglichen Ringen.