Der Frau in die Seele geblickt
Diese Frauen. Schön sind sie. Manchmal wild, manchmal kess, manchmal sogar widerspenstig. Jedenfalls bei Shakespeare, der wie kein anderer in genialischem Versmaß Gesellschaft und Mensch-Sein mit Leben füllte und so manche Petitesse seiner Zeit aufspießte.
Etwa, dass Väter ihre Töchter gut verheiraten wollten. Thema "Der widerspenstigen Zähmung": Da beißt sich ein reicher Kaufmann aus Padua die Zähne an seiner Tochter aus, weil die nicht macht, was dem damaligen Frauenbild entsprach. Nun durfte die bekannte Gegenwartsdramatikerin Katja Brunner Hand an den Text anlegen und feierte am Deutschen Theater Berlin Premiere.
In attraktiven Outfits machen Maren Eggert, Lorena Handschin, Katrija Lehmann, Daria von Loewenich, Abak Safaei-Rad, Natali Seelig, Regine Zimmermann die Bühne unsicher, spinnen rum, agieren sich im Spiel um Liebe, Geschlecht, Identität aus, arbeiten sich an der Männerwelt ab.
Die rein mit Frauen besetzte Produktion will offenbar einer männlichen Dominanz eine rein weibliche Perspektive entgegensetzen, doch allzu oft verfängt sich dieser Blick in sich selbst, führt zu keinen neuen Erkenntnissen, sondern scheint sich an sich selbst abzuarbeiten und wirkt manchmal sogar etwas albern. Das Ganze kommt nicht an Shakespeares Klassiker heran, und die Frage ist, warum Brunner meint, sich irgendwie auch an Shakespeare abarbeiten zu müssen, denn der Plot ist ja beim Jahrtausend-Autor selbst schon als kritischer Blick auf die Umstände zu sehen.
Erst gegen Ende gewinnt die Geschichte an Fahrt.
"Bei Brunner sind es ausschließlich Frauen, die zu Wort kommen und einen sprachmächtigen Sturmlauf gegen populäre Männerfantasien, romantische Liebeslügen und Gewalt gegen Frauen entfachen", schreibt das Deutsche Theater zu der Produktion, die leider hinter den Erwartungen zurück bleibt.