Übrigens …

Eines langen Tages Reise in die Nacht im Berlin, Deutsches Theater

Traumata ohne Hoffnung

Da hat sich Regisseur Sebastian Nübling für sein Debüt am Deutschen Theater Berlin ja gleich mal den schweren Stoff ausgesucht: Der Klassiker von Eugene O'Neill Eines langen Tages Reise in die Nacht - autobiografisch angehaucht und dank der charismatischen Besetzung dieser Inszenierung ins teilweise kaum Erträgliche, psychologisch Brutale gedreht.

Rund um den autoritären Patriarch James Tyrone (stark gespielt von Bernd Moss) drehen sich die lieben Kleinen, die, zwar erwachsen, aber irgendwie traumatisiert durchs Leben irren. James hat mit den Losern um sich herum freilich nicht viel zu tun, scheint ihn seine Brut doch eher anzunerven. 

Ganz zu schweigen von seiner morphiumabhängigen Gattin Mary (ebenfalls gelungen in Szene gesetzt von Almut Zilcher), die ab und zu benebelt vom Stuhl fällt.

Das dichte Familiengewirr hat der Jahrhundertautor O'Neill mit spitzer Sprache in einen fulminanten Handlungsstrang gegossen. Die individuellen Traumata scheinen hoffnungslos.

Am Deutschen Theater gewinnen besonders die ernsten Themen wie Sucht und zwischenmenschliche Verletzungen einen immensen Sog: Nübling arbeitet die Konfliktlinien scharf heraus, kreiert aus schwarzem Humor eine Folie, innerhalb derer sich die Charaktere mit all ihren Schmerzen und Abgründen entfalten.

Eine starke Inszenierung.