Wenn sich Wege trennen
Da gibt es die Vorstellung von Freundschaft. Eine Freundschaft übersteht auch schwierige Phasen, Krisen; man unterstützt sich, weil man sich lange kennt, schätzt, kleine Geheimnisse teilt. Mimi und Oliver sind Nachbarskinder aus einem kleinen Ort an der Havel. Sie leisten den Pionierschwur und berauschen sich auf Familienfesten heimlich mit Schnapskirschen.
Eine schöne, heile Welt - die irgendwann zerbricht: Der Mauerfall verändert vieles, schließlich alles in dieser dichten, atmosphärisch überzeugenden Aufführung Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß. Nach einem Roman von Manja Präkels dröselt Regisseurin Katja Lehmann gekonnt ein Milieu auf, in dem die schlechtesten Seiten der Menschen zum Vorschein kommen: Aus Oliver wird „Hitler? - er führt eine Neonazibande an, kontrolliert seine Mitmenschen. Aus ehemaligen Freunden werden auf einmal Feinde.
Dabei ist der Stoff nicht eindimensional, denn welche Rolle spielt die „Wende? in Bezug auf individuelle Lebensgestaltung, Persönlichkeitsentwicklung und Lebenschancen?
So einfach, wie uns Politiker*innen weismachen wollten, war der Systemwechsel eben nicht. Brüche kennzeichnen Psychen und Lebensläufe. Dabei kommt das Stück ohne erhobenen Zeigefinger daher, sondern schraffiert mit scharfem Licht die Bruchlinien einer überforderten Generation nach.
Laura Mitzkus, Linda Fülle und Tizian Steffen spielen stark auf.
Viel Applaus für diese interessante Inszenierung.