Schmerzvolles Familiendrama
Kindsmutter ohne Mann: eine Schande. Zumindest in der Vorstellungswelt (hoffentlich) vergangener Zeiten. Jenufa, diese schöne junge Frau, wird Opfer dieser Umstände, denn die Stiefmutter, Küsterin Buryja, ertränkt deren Neugeborenes, um Jenufas Chancen auf ein kleinbürgerliches Leben zu erhalten.
Eine düstere Szenerie in einer Mühle, irgendwo im Niemandsland, wo Enge herrscht und Vorurteile das Leben zur Qual oder auch zur Hölle machen. Leos Janácek hat in seiner 1904 uraufgeführten, durchkomponierten Oper ein musikalisches Drama entwickelt, dessen Plastizität Generalmusikdirektor Mino Marani gemeinsam mit dem sehr gut aufspielenden Philharmonischen Orchester mit dynamischer Verve, exzessiv und voll überbordender Leidenschaft aufbereitet. Eine Intensität, die das Publikum fordert und im Innersten ergreift. Auch die Bühne, schräg nach oben gerichtet und mit erinnernden Videos bestückt, gibt den passenden Rahmen, in dem Regisseurin Sonja Trebes die Personen in deren Verzweiflung, Hoffnung, Liebe, Wut und Sehnsüchten aufeinander bezieht.
Denn Jenufa, von Signe Heiberg hinreißend gespielt und mit ihrem gleißenden, strahlkräftigen, lyrisch-dramatischen Sopran gesungen. ist hin- und hergerissen zwischen Stewa, der sie geschwängert hatte, aber unzuverlässig ist, und Laca. Jaesung Kim (Stewa) darf als Luftikus den Tenor singen, dem bekanntlich die Mädels nachlaufen, während Winfrid Mikus (Laca) mit seiner charaktervollen Stimme den immer wartenden, hilfsbereiten und aufrichtigen Kerl darstellt. Am Ende wird die emotional erschöpfte Jenufa in seinen Armen Zuflucht finden, um dann doch ihren Koffer zu packen. und zurück bleibt ein Schlachtfeld an Emotionen düsterer Geschehnisse und letztlich innerfamiliärer Ausweglosigkeit.
Glänzend besetzt auch die Küsterin Buryja mit Kirsi Tiihonen. Das vielköpfige Ensemble plus Chor überzeugen durch großartiges Spiel und Gesang. Die Premiere wurde entsprechend gefeiert.